Veranstaltung: | LDK Jena 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 8. Landtagswahlprogramm 2024 |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz in Jena vom 02. - 04. Februar 2024 |
Beschlossen am: | 04.02.2024 |
Antragshistorie: | Version 2 |
B. Gerechtigkeit schaffen - Chancen stärken: 1. Wir bieten Kindern und Jugendlichen den besten Start
Text
Wir bieten Kindern und Jugendlichen den besten
Start
Die Zukunft unserer Gesellschaft gehört den Kindern und Jugendlichen. Wir
erleben, wie sie weltweit ihre Stimme zu relevanten Themen erheben, sich
informieren und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Kinder und Jugendliche
werden am längsten mit den Auswirkungen unserer heutigen Politik leben und haben
berechtigte politische Interessen. Mit unserer Politik möchten wir das Recht
junger Menschen auf eine gute Zukunft stärken und ihnen vielfältige Perspektiven
und Chancen hierfür bieten. Deshalb setzen wir uns dafür ein: Kinderrechte zu
stärken, junge Menschen in allen sie betreffenden Themen zu beteiligen und ihre
Anliegen ernst zu nehmen, flächendeckend Angebote für junge Menschen in
Thüringen auszubauen und sie vor Gewalt und Diskriminierung zu schützen.
Kernziele:
- Inklusive Jugendbeteiligungsstrukturen in ganz Thüringen etablieren und
Kommunen bei der Umsetzung zielgerichtet unterstützen
- Soziokulturelle Angebote für junge Menschen in Stadt und Land fördern
- Rahmenbedingungen für Kinder- und Jugendschutz verbessern und Präventions-
sowie Beratungsangebote im ganzen Land ausbauen
Beteiligungsrechte für Kinder und Jugendliche stärken
Damit Kinder und Jugendliche sich wirksam für ihre Interessen einsetzen können,
benötigt es fördernde Rahmenbedingungen und niedrigschwellige
Beteiligungsstrukturen. Wir konnten bereits das Wahlalter bei der Kommunalwahl
auf 16 Jahre absenken und die Kinder- und Jugendbeteiligung in den Kommunen
durch eine gesetzliche Verankerung in der Kommunalordnung stärken. Von
Stadtentwicklung über Bildungspolitik bis hin zu konkreten Bauprojekten in der
Nachbarschaft oder im Sportverein - für uns gilt der Grundsatz: Wo immer es um
Belange junger Menschen geht, müssen sie miteinbezogen werden. Dafür braucht es
die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen sowie Know-How,
insbesondere in den Kommunen, die wir in den nächsten Jahren weiter bei der
Etablierung von Jugendbeteiligungsstrukturen unterstützen werden.
Jugendbeteiligung soll zu einem festen Bestandteil von Kommunal- und
Landespolitik werden. Wir stehen für eine Politik, die Bedürfnisse von Kindern
und Jugendlichen ernst nimmt und ihre Entscheidungen konsequent daran
ausrichtet.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Absenkung des Wahlalters, sodass Jugendliche bei Kommunalwahlen ab 14
Jahren und auch bei Landtagswahlen ab 14 Jahren wählen können
- Stärkung der Kinder- und Jugendparlamente sowie weiterer
Beteiligungsgremien in Gemeinden, Städten und Landkreisen mit dem Ziel der
Beteiligung von Anfang an
- Jugendverbandsarbeit in Thüringen finanziell bedarfsgerecht und
langfristig sichern
- Kommunen beim Aufbau einer nachhaltigen, niedrigschwelligen
Beteiligungskultur unterstützen, die Jugendarbeit und Verwaltung
miteinander verzahnt und so die Belange von Kindern und Jugendlichen auf
Ebene der Entscheidungsträger*innen sichtbar macht
- Ausbau der Servicestelle Mitbestimmung zu einem Landeskompetenzzentrum für
Kinder- und Jugendbeteiligung
- Verankerung der Kinderrechte in der Verfassung des Freistaats
Angebote und Räume für junge Menschen in allen Orten
schaffen und erhalten
Freiräume und offene Angebote der Kinder- und Jugendarbeit sind entscheidend für
diesoziale Entwicklung von jungen Menschen. Ferienangebote, offene Jugendhäuser
und -clubs, selbstverwaltete Jugendräume oder soziokulturelle
Kulturveranstaltungen fördern Begegnung, ermöglichen kreative Entfaltung und
bieten eine Plattform für außerschulisches Lernen. Kinder und Jugendliche sollen
daher egal ob auf dem Land oder in der Stadt Zugang kinder- und jugendgerechten
Räumen haben. Unser Ziel ist es, die Vielfalt der Angebote der Jugendarbeit, des
Kinder- und Jugendschutzes, der Jugendverbandsarbeit und der Jugendbildung vor
Ort weiter zu verbessern und insbesondere im ländlichen Raum stärker zu fördern.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Kommunen darin unterstützen niederschwellige Beteiligungsformate zu
entwickeln, die Jugendarbeit und Verwaltung miteinander verzahnen und so
Belange von Jugendlichen auf Ebene der Entscheidungsträger*innen sichtbar
machen
- Bedarfsgerechte Finanzierung von Jugendverbänden langfristig sichern
- Finanzierung der Örtlichen Jugendförderung konsequent weiter ausbauen mit
dem Ziel der Aufrechterhaltung und Ausweitung von offenen Angeboten der
Kinder- und Jugendhilfe, aufsuchender Arbeit in den Städten und Gemeinden
- Angebote der mobilen Jugendarbeit in ländlichen Regionen ausbauen
- Ausbau der Plätze für Kinder- und Jugendpsychotherapie (siehe Kapitel
Gesundheit)
- Geschlechtssensible Angebote zur Bildung und Persönlichkeitsentwicklung
ausbauen und unterstützen, insbesondere in Form von struktureller Mädchen-
und Jungenarbeit
Kinder und Jugendliche konsequent schützen
Kinder und Jugendliche haben das Recht sich frei von Gewalt und Zwängen zu
entwickeln. Dafür braucht es einen starken Fokus auf Prävention, um Kinder und
ihre Familien von Anfang an gut zu unterstützen. Unser Ziel ist es, dass alle
Kinder die gleichen Chancen erhalten. Dazu gehört auch der entschlossene Kampf
gegen Kinderarmut.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Aufbau von Handlungskompetenzen aller Beteiligten im Bereich der
Prävention und Intervention weiter unterstützen mit dem Ziel, Schutz von
Kindern und Jugendlichen besser zu koordinieren und übergreifend zu
gewährleisten
- Aufbau durchgängiger Präventionsketten mit möglichst frühem Beginn
unterstützen, Einbindung aller Akteur*innen inklusive Kindergärten und
Schulen und Ergänzung durch spezialisierte Fachberatungsstellen
- Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Vernachlässigung und Gewalt weiter
ausbauen, wirksame Prävention sowie flächendeckende kindgerechte
Intervention und Nachsorge in Fällen sexuellen Missbrauchs gewährleisten
- Kompetenzen bei Staatsanwaltschaften für die Verfolgung sexualisierter
Gewalt von Minderjährigen bündeln
- Verstetigung und Ausbau der Thüringer Kinder- und Jugendhilfe-Ombudsstelle
als Anlaufstelle zur Vermittlung und Klärung von Konflikten in der Kinder-
und Jugendhilfe
- Standards der ambulanten und stationären Jugendhilfe schaffen sowie eine
zentrale landesweite Verhandlungsführung zur Entlastung der kommunalen
Jugendämter
- Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung durch Fachberatung und
landesweite Qualitätsstandards
- Einrichtung einer landesweiten Koordinierungsstelle für komplexe Fälle der
Hilfen zur Erziehung
- Kindgerechte Verfahren in der Justiz schaffen
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung für Fachkräfte der
Jugendhilfe unter anderem durch Reform des Rahmenvertrags für stationäre
Hilfen