Antrag: | Wir bewahren unsere Umwelt und schützen das Klima (Die sozial-ökologische Transformation fortsetzen: Wirtschaft und Energie) |
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Antragsteller*in: | LAG Wirtschaft |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 14.04.2021, 16:57 |
Ä3 zu A7: Wir bewahren unsere Umwelt und schützen das Klima (Die sozial-ökologische Transformation fortsetzen: Wirtschaft und Energie)
Antragstext
Von Zeile 441 bis 442 einfügen:
können. Zusammen mit regionalen Klimaagenturen erreichen wir die schnelle Umsetzung und eine hohe Akzeptanz vor Ort.
Ersetze den gesamten Antragstext durch folgende Neufassung:
Unsere Thüringer Wirtschaft ist vielfältig, traditionsstark, krisenerprobt und zukunftsorientiert. Mittelständische Industrie, Handwerk und Dienstleistungen prägen das Bild. International tätige Hochtechnologiefirmen und Start-ups, aber auch viele Familienbetriebe zeugen von ihrem unternehmerischen Mut, sozialer Verantwortung und innovativer Kraft. Wir Bündnisgrüne bieten den Unternehmer*innen und ihren Verbänden sowie den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen unsere Partnerschaft an auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die für den Wohlstand aller Menschen innerhalb der planetaren Grenzen arbeitet. Unsere Politik verbindet zukunftsbewusste und verlässliche, soziale und ökologische Leitplanken für die Wirtschaft mit fairem Wettbewerb. Wir unterstützen die Stärkung und zeitgemäße Weiterentwicklung von Arbeitnehmer*innen- und Gewerkschaftsrechten und die Tarifpartnerschaft.
Eine zukunftsfähige, ökologisch-soziale Wirtschaft für uns alle braucht
- zukunftsorientierte Prioritäten und Rahmenbedingungen
- fairen Wettbewerb und faire Arbeitsbedingungen
- nachhaltige Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaftskompetenz
- innovative Ideen und gute Aus- und Weiterbildung
- starke Partnerschaft von Staat und Gesellschaft
- und viele Menschen, die vorangehen wollen
Und so stellen wir uns das vor:
Zukunftsorientierte Prioritäten und Rahmenbedingungen
Wirtschaften ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Die Wirtschaft braucht dafür die richtigen Rahmenbedingungen. Wirtschaft hat eine Verantwortung für soziale Teilhabe, Gerechtigkeit und Solidarität. Wie alle menschlichen Aktivitäten bedient sich die Wirtschaft natürlicher Ressourcen, die endlich sind; sie beeinflusst Flächenverbrauch, Emissionen und Biodiversität. Insbesondere die CO2-Intensität der Wirtschaft ist zum Maßstab für ihre Zukunftsfähigkeit geworden. Eine nachhaltige Wirtschaft ermöglicht zivilisatorischen Fortschritt und Wohlstand für alle. Wir wollen, dass die Thüringer Wirtschaft engagiert zur Verwirklichung des Europäischen Green Deal beiträgt.
Wir verfolgen in unserer Wirtschaftspolitik das Ziel der Klimaneutralität. Europa muss bis 2050 klimaneutral werden, Thüringen das früher. Maßstab sind die Klimaziele von Paris und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs). Wir fördern Konzepte der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Wir fördern wirtschaftliche Resilienz, um die Abhängigkeit von fortwährendem Wirtschaftswachstum möglichst zu verringern.
Die Wirtschaft muss allen dienen. Wir fördern deshalb auch Konzepte der Gemeinwohl-Ökonomie. Wirtschaft muss das Gemeinwesen, in dem sie gedeiht, stärken. Wir unterstützen Unternehmen, Organisationen, Gemeinden und Regionen dabei, gemeinwohlorientierte Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Wir fördern Forschungsprojekte und Lehrstühle im Bereich der Pluralen Ökonomik und ähnlicher Forschungsrichtungen.
Wir wollen mit unserer Wirtschaftspolitik das Band zwischen regionaler Wirtschaft und der sie umgebenden Landschaft verstärken. Regionale Wirtschaftsverbünde und -kreisläufe sind widerstandsfähiger gegen konjunkturelle Schwankungen und führen zu mehr Miteinander im Denken und Handeln. Wir fördern deshalb die regionale Kooperation, ohne gleichzeitig Chancen auf den Weltmärkten aus dem Auge zu verlieren. Einen besonderen Fokus setzen wir dabei darauf, dass die Förderung auch in strukturschwachen Teilen Thüringens ankommt und dort Perspektiven geschaffen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass die Wirtschaftsförderung besser mit der in den benachbarten Bundesländern koordiniert wird. Kleinstaaterei bei den Rahmenbedingungen der Wirtschaftsförderung behindert die Unternehmen. Wir unterstützen Thüringens Unternehmen auch dabei, dass sie Zugang zu europäischen Forschungsmitteln und zu europäischen und internationalen Märkten finden.
Wir halten es für richtig, einen alternativen Wohlstandsindikator zu nutzen, der deutlich macht, wo wir auf dem gemeinsamen Weg zu einer sozial-ökologischen und gemeinwohlorientierten Wirtschaft stehen. Er erfasst – anders als das klassische Bruttoinlandsprodukt (BIP) – neben dem finanziellen Wohlstand auch die soziale, ökologische, medizinischenund kulturelle Dimension. Damit beschreibt er besser als das BIP, inwiefern es in Thüringen für alle Menschen möglich ist, ein würdevolles Leben zu führen. Dieser alternative Wohlstandsindikator soll jedes Jahr neben dem BIP veröffentlicht werden und es sukzessive ablösen.
Fairer Wettbewerb und faire Arbeitsbedingungen
Wer wirtschaftlich etwas wagt, um nachhaltiger zu werden, soll dadurch am Markt Vorteile gewinnen. Dieses Prinzip soll die Thüringer Wirtschaftspolitik überall verfolgen, wo sie dafür eine Regelungszuständigkeit hat. So soll eine sozial-ökologische Wirtschaftsweise belohnt werden. Preise müssen die ökologische und soziale Wahrheit sagen, also dem Verursacherprinzip entsprechen, statt die durch eine Produktion verursachten Kosten Dritten aufzubürden. Erst so gibt es einen fairen Wettbewerb für klimafreundliche sowie soziale und Arbeitsschutzrechte gewährleistende Produkte. Ökologische, soziale und menschenrechtliche Standards müssen auch gelten in den Zulieferketten. Thüringen muss sich auch dafür einsetzen, dass Importe in den Europäischen Binnenmarkt kein Öko- oder Sozialdumping bewirken und dadurch den Wettbewerb verzerren. Deshalb sind wir für eine entsprechende europäische Grenzausgleichsabgabe.
Thüringen soll auch im Bundesrat für einen wirkungsvollen und mit sozialen Ausgleichsmaßnahmen verbundenen CO2-Preis eintreten und sich dafür einsetzen, dass der europäische Emissionshandel effizient, fair und innovationsfördernd ausgestaltet wird.
Zu fairem Wettbewerb gehören auch faire Arbeitsbedingungen. Deshalb setzen wir als Bündnisgrüne uns für den Schutz von Arbeitnehmer*innen- und Gewerkschaftsrechten ein, für die Stärkung der Tarifbindung, für faire Löhne und für die Erhöhung des Mindestlohns auf wenigstens 12 € pro Stunde. Die nächste Landesregierung soll sich für eine flächendeckende Tarifbindung einsetzen und verstärkt das Instrument der Allgemeinverbindlichkeitserklärung nutzen.
Öffentliche Aufträge sollen nicht einfach an das billigste, sondern an das preiswerteste Angebot vergeben werden und dabei soziale und ökologische Kriterien zentral berücksichtigen. Diese Kriterien müssen im Voraus bekannt sein und mit einer öffentlich nachvollziehbaren Gewichtung in die Entscheidungsfindung eingehen. Im Thüringer Vergabegesetz haben wir neben der Tarifvergütung schon verbindliche Umwelt- und Sozialstandards verankert. Diese wollen wir so ausbauen, dass bei öffentlichen Vergaben sozial-ökologische Kriterien standardmäßig in die Entscheidung einbezogen werden. Dabei setzen wir uns dafür ein, dass neben Zertifizierungen auch gleichwertige Nachweise beachtet werden.
Nachhaltige Ressourcen und Kreislaufwirtschaft für ein zukunftsfähiges Thüringen!
Nachhaltigkeit ist die Zukunft der globalen Wirtschaft. Nachhaltigkeit ist die Voraussetzung für künftige Wettbewerbsfähigkeit. Diese Erkenntnis, die von vielen Unternehmen geteilt wird, muss insbesondere im Umgang mit Ressourcen und beim Aufbau einer ambitionierten Kreislaufwirtschaft leitend sein. Ökologische Produktionsformen liefern inzwischen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil und Thüringen soll dabei vorangehen.
Wir verfolgen die vollständige Umstellung unserer Energieerzeugung auf Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie. Deren massiver Ausbau und der Ausbau von Stromnetzen und -speichern (hier ein Querverweis auf das Energie-Kapitel) wird für Unternehmen die Versorgungssicherheit langfristig, nachhaltig und zu tragbaren Preisen gewährleisten. Alle energieintensiven Prozesse, die auf fossilen Rohstoffen basieren, müssen Schritt für Schritt dekarbonisiert und möglichst auf den direkten Betrieb mit Strom umgestellt werden. Diese Sektorenkopplung ist zu priorisieren, da die direkte Verwendung von Strom im Gegensatz zu synthetischen Energieträgern besonders energieeffizient ist. In Bereichen, in denen die reine Elektrifizierung kaum oder gar nicht möglich ist, wie beispielsweise in der Stahl- oder Zementproduktion soll auf Rohstoffsubstitution beziehungsweise auf Wasserstoff gesetzt werden. Darüber hinaus müssen aus fossilen Ressourcen bestehende Endprodukte konsequent recycelt werden, statt verbrannt oder in andere Länder exportiert zu werden. Besonders ressourcenschonend, plastikfrei und wenig Müll produzierende Unternehmen sollen vom Land stärker unterstützt werden. Viele der notwendigen Weichenstellungen für diese Transformation müssen auf nationaler und europäischer Ebene getroffen werden, die wir aus Thüringen beispielsweise über den Bundesrat unterstützen und voranbringen wollen. In Thüringen konkret wollen wir durch eine direkte Technologieförderung aus Landesmitteln, durch schärfere Nachhaltigkeitskriterien in der Landesbauordnung und durch eine aktive Vernetzung der Unternehmen durch landeseigene Institutionen günstige Weichen stellen.
Die zweite wichtige Voraussetzung ist der Ausbau der notwendigen Infrastrukturen. Das bedeutet zum einen die Notwendigkeit eines nachhaltigen Logistiknetzes, das zum Beispiel durch Reaktivierung und Neubau von Bahnstrecken vorangetrieben werden soll (Verweis auf das Mobilitätskapitel). Darüber hinaus braucht es auch die notwendige digitale Infrastruktur, also den schnelleren Ausbau von Breitbandanschlüssen und Mobilfunknetzen in allen Teilen des Freistaats (Verweis auf das Digitalkapitel), damit keine Region Thüringens im Zeitalter von Industrie 4.0, Home-Office und Videokonferenzen abgehängt wird. Des Weiteren müssen für neue Rohstoffe wie Wasserstoff Infrastrukturen aufgebaut werden, beispielsweise durch die Umnutzung bereits bestehender Erdgas-Netze. In allen diesen Bereichen muss die Landesregierung stärker investiv tätig werden, insbesondere auch durch die Aufnahme von Schulden zur Bewältigung der ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie, um aus der Wirtschaft in der Krise die Wirtschaft der Zukunft aufzubauen.
Innovative Ideen und gute Aus- und Weiterbildung - für ein nachhaltiges Innovationsökosystem
Thüringen braucht eine ausreichende Zahl qualifizierter Fachkräfte, um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft umzusetzen. Deshalb streben wir in Thüringen eine Qualifizierungsoffensive im Handwerk, in MINT-Berufen und insbesondere im IT-Bereich an, die sich vor allem auch an Frauen richtet. Das bedeutet mehr Ausbildungsplätze mit besseren Ausbildungsbedingungen an Hochschulen, Berufsschulen und Betrieben, mehr inner- und außerbetriebliche Fortbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer*innen auch nach dem Berufseinstieg, bessere und zugeschnittene Angebote für Arbeitssuchende und eine stärkere Anwerbung von Fachkräften durch eine Anhebung der im Ost-West-Vergleich immer noch viel zu niedrigen Löhne. Der Bereich der Weiterbildung als vierte Säule unseres Bildungssystems muss in sozialpartnerschaftlicher Weise massiv ausgebaut werden. Daher setzen wir uns in Thüringen für Weiterbildungsmöglichkeiten aller Thüringer*innen entlang der gesamten Bildungs- und Lebenskette auf Grundlage des Gleichheitsgrundsatzes ein.
Wirtschaftspolitik ist mehr denn je Innovationspolitik. Innovation, innovative Technologien, innovative Prozesse und innovative Unternehmen sind ein wichtiger Schlüssel für Transformationsprozesse in unserer sich wandelnden Welt. Zentral für uns ist, dass wir Thüringer*innen Teil dieser Transformationsprozesse sein können und diese grundlegend mitgestalten. Dafür stellen wir allen die Strukturen und Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges, kollaboratives Innovationsökosystem bereit. Wir schaffen damit eine Wirtschaft für Menschen, für unsere Umwelt und für Unternehmen.
In Thüringen sind viele erfolgreiche Technologieführer*innen und Hidden Champions in verschiedenen Branchen wie Automotive, Life Sciences, Optik, Sensorik, IT, Digitalisierung und viele mehr zu Hause. Das sind meist traditionelle mittelständische Unternehmen, die allerdings in ihren innovativen Nischen Europamarkt- oder Weltmarktführer*innen sind. Sie denken zukunftsorientiert, übernehmen Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen und deren Familien und haben auch die nachfolgenden Generationen im Blick. Durch neue Produkte und Verfahren können sie Ressourceneffizienz, erneuerbare Energien und Stoffkreisläufe in den Fabrikhallen, Werkstätten und Fertigungsstraßen sowie den Endprodukten nachhaltig verankern. Ein solches nachhaltiges, zukunftsorientiertes Wirtschaften ist Kern unserer Wirtschaftspolitik. Das Förderprogramm „GREEN Invest“ wollen wir ausbauen. Darüber hinaus sollen Konzepte weiterentwickelt und auf Thüringen übertragen werden, mit denen eine Wasserstoffinfrastruktur für Unternehmen bereitgestellt wird. Damit diese Unternehmen weiterhin zukunftsorientiert und verantwortungsvoll Innovationen gestalten können, schaffen wir gemeinsam mit ihnen die Grundlagen für die so wichtigen Transformationsprozesse und damit eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit Thüringens.
Thüringen hat eine aktive Start-up-Szene und eine lebendige Gründungskultur. Im bundesweiten Vergleich nimmt Thüringen mit den Spitzen- und Hochtechnologiegründungen und mit den Gründungen mit Substanz vordere bis Spitzenplätze ein. In der Corona-Krise haben gerade die Thüringer Start-ups eine große Resilienz und Stabilität gezeigt. Start-ups sind wichtige Motoren für zukünftige Technologien (Künstliche Intelligenz, neue Medizinprodukte, Quantentechnologie etc.), Prozesse (Kreislaufwirtschaft, Produktion etc.), Geschäftsmodelle (Vernetzung, Plattformen etc.). Sie stellen wie wir Grüne die richtigen Zukunftsfragen und schaffen Lösungen für den Schutz der Umwelt, zur Steigerung der Energieeffizienz, für eine nachhaltige, emissionsfreien Mobilität, für ressourcenschonendere Produktionsverfahren, für den Klimawandel, für Gesundheitsfragen, für die Digitalisierung, für Transformationsprozesse. Sie geben Möglichkeiten für unser zukünftiges Zusammenleben. Wir wollen die vorhandenen Beratungs- und Impulsstrukturen innerhalb des Start-up-Ökosystems weiter stärken, verzahnen und deren Präsenz auch im ländlichen Raum über Coworking- und Open-Innovation Spaces ausbauen. Ein Kernanliegen ist uns das Zusammenwirken und die Zusammenarbeit aller Akteur*innen innerhalb der vorhandenen Infrastrukturen, öffentlich und privat. Hierfür werden wir in den landeseigenen Richtlinien Anreize schaffen und bürokratische Hürden abbauen. Zudem werden wir die Angebote um Nachfolgeberatung erweitern, damit auch bestehende Unternehmen bei der Nachfolge sicher in die Zukunft blicken können. Innovation geht über Ideen hinaus und Innovationen sollen sich lohnen. Genau dafür sind wir die Wegbereiter*innen.
Wir setzen gemeinsam mit den Thüringer Unternehmen, Start-ups, Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf Innovation, Verantwortung und Zusammenarbeit für ein nachhaltiges kollaboratives Innovationsökosystem. Diese Zusammenarbeit und ein breites Netzwerk sind die Grundlagen von Innovationen und damit unserer Zukunft. Wir wollen die Potenziale der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen, etwa beim Technologietransfer und Open-Innovation-Prozessen, noch stärker ausschöpfen. Ein stärkerer Fokus auf Technologietransfer nutzt vielen Branchen, von der Automobilindustrie über Maschinenbau, Medizintechnik, Mikroelektronik bis hin zur Medien- und Kreativwirtschaft. Dafür werden wir das bestehende Instrumentarium der Förderung von Forschungsverbünden aufwerten und zu einem Zukunftsprogramm „Forschung-for-future“ weiterentwickeln. Nach dem Vorbild von IN4climate.NRW setzen wir uns für lokale Plattformen ein, in denen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen an innovativen Strategien für eine klimaneutrale Wirtschaft arbeiten. Zudem setzen wir uns dafür ein, weitere Forschungszentren in Thüringen anzusiedeln. Das "Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft" zum Beispiel hätte in Gera einen hervorragenden Standort. Wir sind ein verlässlicher Partner für diese Zusammenarbeit.
Auf Landesebene- und über den Bundesrat schaffen wir die Grundlagen und Anreize für mehr Mitarbeiter*innenbeteiligungen in Unternehmen, Start-ups und Landeseinrichtungen. Die Beteiligung von Mitarbeiter*innen erzeugt nachweislich mehr Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus schaffen wir über Bundesratsinitiativen und in den Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und Satzungen des Landes Thüringens die Grundlagen für mehr Frauen in Verantwortung, das heißt unter anderem in Führungspositionen, wissenschaftlichen und industriellen Beiräten, Forschungseinrichtungen und landeseigenen Gesellschaften. Öffentliche Institutionen und Nutzer*innen öffentlicher Gelder haben hier eine Vorbildfunktion. Deshalb ist es für uns als Grüne auch selbstverständlich, dass, wir Frauen als Expert*innen, Unternehmer*innen, Innovator*innen noch stärker sichtbar machen, über die Teilnahme an Expert*innenrunden, Podiumsgesprächen und allen öffentlichen Veranstaltungen mit Beteiligung der Landesregierung.
Starke Partnerschaft von Staat und Gesellschaft
Um den sozial-ökologischen Wandel in Thüringen erfolgreich gestalten zu können, braucht es starke Bündnisse. Menschen, Unternehmen und staatliche Stellen sollen bestmöglich zusammenarbeiten können, Erfahrungen und Kompetenzen austauschen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Thüringer Nachhaltigkeitsabkommen (NAT) weiterzuentwickeln und als Plattform weiter auszubauen. Unter dem Dach des NAT sollen alle Akteur*innen und Interessenvertreter*innen zusammenkommen und sich in diesen Transformationsprozess einbringen können. Dazu gehören insbesondere die berufsständischen Vertreter*innen, Kammern und Verbände, Akteur*innen und Vertreter*innen der Thüringer Sozial- und Nachhaltigkeitspartner*innen und die Gewerkschaften als Vertreter*innen der Arbeitnehmer*innen. Das NAT wollen wir deshalb zu einem Think-Tank für den sozial-ökologischen Transformationsprozess weiterentwickeln, ausbauen und strategisch neu richten, damit es dieser Aufgabe als Koordinierungsstelle und zentrale Austauschplattform für einen Wissenstransfer und die Begleitung einer erfolgreichen sozial-ökologischen Transformation gerecht werden kann.
Daneben sind auch die landeseigenen Gesellschaften und staatliche Einrichtungen wichtige Partner für die Thüringer Wirtschaft. Als Intermediäre des Freistaats stellen sie den Wirtschaftsakteur*innen zahlreichen Unterstützungsleistungen bereit, z. B. Beratungen, Zuschuss-, Bürgschafts- und Darlehensgewährung, über Beteiligungskapital oder auch die Entwicklung von Gewerbeflächen für Neuansiedlungen und Expansionen sowie den Ausbau der regionalen Infrastruktur. Zuallererst haben diese Landesgesellschaften und -beteiligungen eine Vorbildfunktion, welche sie auch wahrnehmen sollen. In einem ersten Schritt soll deshalb die strategische Ausrichtung der Landesgesellschaften und der mehrheitlichen -beteiligungen im Sinne des Thüringer Klimagesetzes und der Thüringer Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstrategie überprüft und ggf. angepasst werden. Investitionen durch die Landes- und Beteiligungsgesellschaften sowie die staatlichen Einrichtungen sollen nicht in fossile und klimaschädliche Anlagen und Vorhaben erfolgen. Wir wollen sie deshalb klar Regeln und dafür Leitlinien erarbeiten. Neben Renditegesichtspunkten wollen wir auch Gemeinwohl- und Nachhaltigkeitskriterien in diesen Investitionsleitlinien verankern.
Investitions- und Fördergrundsätze für die Unterstützungsleistungen zu Gunsten der Thüringer Wirtschaft wollen wir im Sinne eines Green New Deal ausrichten. Auch die Kriterien für den Einsatz von EU-Mitteln sind im Sinne des Europäischen Green Deal zu überprüfen und anzupassen. Auf Bundesebene wollen wir uns dafür stark machen, dass die Fördergebietskulisse ebenso mit Blick auf Nachhaltigkeit- und Klimaschutzziele im Sinne des Pariser Klimaabkommens gestaltet wird.
Gehen wir gemeinsam voran!
Einen neuen Weg zu gehen gelingt nur, wenn viele mitmachen wollen. Die Chancen dafür sind in Thüringen gegeben: in Wirtschaft und Gesellschaft, in Land und Kommunen.
Der Freistaat muss vor der eigenen Tür kehren und die energieeffiziente Sanierung der landeseigenen Liegenschaften vorantreiben. Auch unsere Kommunen können vor Ort das Wirtschaftsleben nachhaltiger machen, sowohl mit verantwortungsvoller Beschaffung als auch mit einer rundum an Nachhaltigkeit ausgerichteten Kommunalentwicklung. Dafür müssen die Städte und Gemeinden investieren können: Nur mit handlungsfähigen Kommunen wird Thüringen krisenfest und zukunftsfähig. Viele Kommunen überschreiten allerdings derzeit ihre Haushaltsgrenzen und auch in den nächsten Jahren kommen aufgrund der Corona-Pandemie massive Steuerausfälle auf sie zu. Aufgrund von struktureller Unterfinanzierung gab und gibt es vielerorts einen großen Investitionsstau. Wir stellen den Kommunen deshalb umfangreiche Mittel für Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden zur Verfügung. Das ist nicht nur ein großer Schritt zu weniger Ressourcenverbrauch, sondern stärkt gleichzeitig das regionale Handwerk.
Wir streichen jegliche öffentliche Förderung für Dinge, bei denen fossile Energiequellen zum Einsatz kommen. Unterstützung erhält von uns nur noch, wer mit seinem Tun die notwendige Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien befördert. Die frei gewordenen Mittel können wir dafür gut gebrauchen.
Indem wir die Vorreiter*innen ökologisch-sozialen Wirtschaftens ins Licht rücken, ihre Ideen und Lösungsansätze bekannt machen und fördern, ermutigen wir alle, teilzuhaben an dem Aufbruch, um den es uns geht. Austausch, partnerschaftliches Handeln und Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft sind dabei unsere zentralen Leitlinien. Denn nur gemeinsam gestalten wir Thüringen erfolgreich um zum sozial-ökologischen, innovativen, erfolgreichen und resilienten Herzen Deutschlands.
Von Zeile 441 bis 442 einfügen:
können. Zusammen mit regionalen Klimaagenturen erreichen wir die schnelle Umsetzung und eine hohe Akzeptanz vor Ort.
Ersetze den gesamten Antragstext durch folgende Neufassung:
Unsere Thüringer Wirtschaft ist vielfältig, traditionsstark, krisenerprobt und zukunftsorientiert. Mittelständische Industrie, Handwerk und Dienstleistungen prägen das Bild. International tätige Hochtechnologiefirmen und Start-ups, aber auch viele Familienbetriebe zeugen von ihrem unternehmerischen Mut, sozialer Verantwortung und innovativer Kraft. Wir Bündnisgrüne bieten den Unternehmer*innen und ihren Verbänden sowie den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen unsere Partnerschaft an auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die für den Wohlstand aller Menschen innerhalb der planetaren Grenzen arbeitet. Unsere Politik verbindet zukunftsbewusste und verlässliche, soziale und ökologische Leitplanken für die Wirtschaft mit fairem Wettbewerb. Wir unterstützen die Stärkung und zeitgemäße Weiterentwicklung von Arbeitnehmer*innen- und Gewerkschaftsrechten und die Tarifpartnerschaft.
Eine zukunftsfähige, ökologisch-soziale Wirtschaft für uns alle braucht
- zukunftsorientierte Prioritäten und Rahmenbedingungen
- fairen Wettbewerb und faire Arbeitsbedingungen
- nachhaltige Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaftskompetenz
- innovative Ideen und gute Aus- und Weiterbildung
- starke Partnerschaft von Staat und Gesellschaft
- und viele Menschen, die vorangehen wollen
Und so stellen wir uns das vor:
Zukunftsorientierte Prioritäten und Rahmenbedingungen
Wirtschaften ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, den Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Die Wirtschaft braucht dafür die richtigen Rahmenbedingungen. Wirtschaft hat eine Verantwortung für soziale Teilhabe, Gerechtigkeit und Solidarität. Wie alle menschlichen Aktivitäten bedient sich die Wirtschaft natürlicher Ressourcen, die endlich sind; sie beeinflusst Flächenverbrauch, Emissionen und Biodiversität. Insbesondere die CO2-Intensität der Wirtschaft ist zum Maßstab für ihre Zukunftsfähigkeit geworden. Eine nachhaltige Wirtschaft ermöglicht zivilisatorischen Fortschritt und Wohlstand für alle. Wir wollen, dass die Thüringer Wirtschaft engagiert zur Verwirklichung des Europäischen Green Deal beiträgt.
Wir verfolgen in unserer Wirtschaftspolitik das Ziel der Klimaneutralität. Europa muss bis 2050 klimaneutral werden, Thüringen das früher. Maßstab sind die Klimaziele von Paris und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs). Wir fördern Konzepte der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Wir fördern wirtschaftliche Resilienz, um die Abhängigkeit von fortwährendem Wirtschaftswachstum möglichst zu verringern.
Die Wirtschaft muss allen dienen. Wir fördern deshalb auch Konzepte der Gemeinwohl-Ökonomie. Wirtschaft muss das Gemeinwesen, in dem sie gedeiht, stärken. Wir unterstützen Unternehmen, Organisationen, Gemeinden und Regionen dabei, gemeinwohlorientierte Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Wir fördern Forschungsprojekte und Lehrstühle im Bereich der Pluralen Ökonomik und ähnlicher Forschungsrichtungen.
Wir wollen mit unserer Wirtschaftspolitik das Band zwischen regionaler Wirtschaft und der sie umgebenden Landschaft verstärken. Regionale Wirtschaftsverbünde und -kreisläufe sind widerstandsfähiger gegen konjunkturelle Schwankungen und führen zu mehr Miteinander im Denken und Handeln. Wir fördern deshalb die regionale Kooperation, ohne gleichzeitig Chancen auf den Weltmärkten aus dem Auge zu verlieren. Einen besonderen Fokus setzen wir dabei darauf, dass die Förderung auch in strukturschwachen Teilen Thüringens ankommt und dort Perspektiven geschaffen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass die Wirtschaftsförderung besser mit der in den benachbarten Bundesländern koordiniert wird. Kleinstaaterei bei den Rahmenbedingungen der Wirtschaftsförderung behindert die Unternehmen. Wir unterstützen Thüringens Unternehmen auch dabei, dass sie Zugang zu europäischen Forschungsmitteln und zu europäischen und internationalen Märkten finden.
Wir halten es für richtig, einen alternativen Wohlstandsindikator zu nutzen, der deutlich macht, wo wir auf dem gemeinsamen Weg zu einer sozial-ökologischen und gemeinwohlorientierten Wirtschaft stehen. Er erfasst – anders als das klassische Bruttoinlandsprodukt (BIP) – neben dem finanziellen Wohlstand auch die soziale, ökologische, medizinischenund kulturelle Dimension. Damit beschreibt er besser als das BIP, inwiefern es in Thüringen für alle Menschen möglich ist, ein würdevolles Leben zu führen. Dieser alternative Wohlstandsindikator soll jedes Jahr neben dem BIP veröffentlicht werden und es sukzessive ablösen.
Fairer Wettbewerb und faire Arbeitsbedingungen
Wer wirtschaftlich etwas wagt, um nachhaltiger zu werden, soll dadurch am Markt Vorteile gewinnen. Dieses Prinzip soll die Thüringer Wirtschaftspolitik überall verfolgen, wo sie dafür eine Regelungszuständigkeit hat. So soll eine sozial-ökologische Wirtschaftsweise belohnt werden. Preise müssen die ökologische und soziale Wahrheit sagen, also dem Verursacherprinzip entsprechen, statt die durch eine Produktion verursachten Kosten Dritten aufzubürden. Erst so gibt es einen fairen Wettbewerb für klimafreundliche sowie soziale und Arbeitsschutzrechte gewährleistende Produkte. Ökologische, soziale und menschenrechtliche Standards müssen auch gelten in den Zulieferketten. Thüringen muss sich auch dafür einsetzen, dass Importe in den Europäischen Binnenmarkt kein Öko- oder Sozialdumping bewirken und dadurch den Wettbewerb verzerren. Deshalb sind wir für eine entsprechende europäische Grenzausgleichsabgabe.
Thüringen soll auch im Bundesrat für einen wirkungsvollen und mit sozialen Ausgleichsmaßnahmen verbundenen CO2-Preis eintreten und sich dafür einsetzen, dass der europäische Emissionshandel effizient, fair und innovationsfördernd ausgestaltet wird.
Zu fairem Wettbewerb gehören auch faire Arbeitsbedingungen. Deshalb setzen wir als Bündnisgrüne uns für den Schutz von Arbeitnehmer*innen- und Gewerkschaftsrechten ein, für die Stärkung der Tarifbindung, für faire Löhne und für die Erhöhung des Mindestlohns auf wenigstens 12 € pro Stunde. Die nächste Landesregierung soll sich für eine flächendeckende Tarifbindung einsetzen und verstärkt das Instrument der Allgemeinverbindlichkeitserklärung nutzen.
Öffentliche Aufträge sollen nicht einfach an das billigste, sondern an das preiswerteste Angebot vergeben werden und dabei soziale und ökologische Kriterien zentral berücksichtigen. Diese Kriterien müssen im Voraus bekannt sein und mit einer öffentlich nachvollziehbaren Gewichtung in die Entscheidungsfindung eingehen. Im Thüringer Vergabegesetz haben wir neben der Tarifvergütung schon verbindliche Umwelt- und Sozialstandards verankert. Diese wollen wir so ausbauen, dass bei öffentlichen Vergaben sozial-ökologische Kriterien standardmäßig in die Entscheidung einbezogen werden. Dabei setzen wir uns dafür ein, dass neben Zertifizierungen auch gleichwertige Nachweise beachtet werden.
Nachhaltige Ressourcen und Kreislaufwirtschaft für ein zukunftsfähiges Thüringen!
Nachhaltigkeit ist die Zukunft der globalen Wirtschaft. Nachhaltigkeit ist die Voraussetzung für künftige Wettbewerbsfähigkeit. Diese Erkenntnis, die von vielen Unternehmen geteilt wird, muss insbesondere im Umgang mit Ressourcen und beim Aufbau einer ambitionierten Kreislaufwirtschaft leitend sein. Ökologische Produktionsformen liefern inzwischen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil und Thüringen soll dabei vorangehen.
Wir verfolgen die vollständige Umstellung unserer Energieerzeugung auf Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie. Deren massiver Ausbau und der Ausbau von Stromnetzen und -speichern (hier ein Querverweis auf das Energie-Kapitel) wird für Unternehmen die Versorgungssicherheit langfristig, nachhaltig und zu tragbaren Preisen gewährleisten. Alle energieintensiven Prozesse, die auf fossilen Rohstoffen basieren, müssen Schritt für Schritt dekarbonisiert und möglichst auf den direkten Betrieb mit Strom umgestellt werden. Diese Sektorenkopplung ist zu priorisieren, da die direkte Verwendung von Strom im Gegensatz zu synthetischen Energieträgern besonders energieeffizient ist. In Bereichen, in denen die reine Elektrifizierung kaum oder gar nicht möglich ist, wie beispielsweise in der Stahl- oder Zementproduktion soll auf Rohstoffsubstitution beziehungsweise auf Wasserstoff gesetzt werden. Darüber hinaus müssen aus fossilen Ressourcen bestehende Endprodukte konsequent recycelt werden, statt verbrannt oder in andere Länder exportiert zu werden. Besonders ressourcenschonend, plastikfrei und wenig Müll produzierende Unternehmen sollen vom Land stärker unterstützt werden. Viele der notwendigen Weichenstellungen für diese Transformation müssen auf nationaler und europäischer Ebene getroffen werden, die wir aus Thüringen beispielsweise über den Bundesrat unterstützen und voranbringen wollen. In Thüringen konkret wollen wir durch eine direkte Technologieförderung aus Landesmitteln, durch schärfere Nachhaltigkeitskriterien in der Landesbauordnung und durch eine aktive Vernetzung der Unternehmen durch landeseigene Institutionen günstige Weichen stellen.
Die zweite wichtige Voraussetzung ist der Ausbau der notwendigen Infrastrukturen. Das bedeutet zum einen die Notwendigkeit eines nachhaltigen Logistiknetzes, das zum Beispiel durch Reaktivierung und Neubau von Bahnstrecken vorangetrieben werden soll (Verweis auf das Mobilitätskapitel). Darüber hinaus braucht es auch die notwendige digitale Infrastruktur, also den schnelleren Ausbau von Breitbandanschlüssen und Mobilfunknetzen in allen Teilen des Freistaats (Verweis auf das Digitalkapitel), damit keine Region Thüringens im Zeitalter von Industrie 4.0, Home-Office und Videokonferenzen abgehängt wird. Des Weiteren müssen für neue Rohstoffe wie Wasserstoff Infrastrukturen aufgebaut werden, beispielsweise durch die Umnutzung bereits bestehender Erdgas-Netze. In allen diesen Bereichen muss die Landesregierung stärker investiv tätig werden, insbesondere auch durch die Aufnahme von Schulden zur Bewältigung der ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie, um aus der Wirtschaft in der Krise die Wirtschaft der Zukunft aufzubauen.
Innovative Ideen und gute Aus- und Weiterbildung - für ein nachhaltiges Innovationsökosystem
Thüringen braucht eine ausreichende Zahl qualifizierter Fachkräfte, um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft umzusetzen. Deshalb streben wir in Thüringen eine Qualifizierungsoffensive im Handwerk, in MINT-Berufen und insbesondere im IT-Bereich an, die sich vor allem auch an Frauen richtet. Das bedeutet mehr Ausbildungsplätze mit besseren Ausbildungsbedingungen an Hochschulen, Berufsschulen und Betrieben, mehr inner- und außerbetriebliche Fortbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer*innen auch nach dem Berufseinstieg, bessere und zugeschnittene Angebote für Arbeitssuchende und eine stärkere Anwerbung von Fachkräften durch eine Anhebung der im Ost-West-Vergleich immer noch viel zu niedrigen Löhne. Der Bereich der Weiterbildung als vierte Säule unseres Bildungssystems muss in sozialpartnerschaftlicher Weise massiv ausgebaut werden. Daher setzen wir uns in Thüringen für Weiterbildungsmöglichkeiten aller Thüringer*innen entlang der gesamten Bildungs- und Lebenskette auf Grundlage des Gleichheitsgrundsatzes ein.
Wirtschaftspolitik ist mehr denn je Innovationspolitik. Innovation, innovative Technologien, innovative Prozesse und innovative Unternehmen sind ein wichtiger Schlüssel für Transformationsprozesse in unserer sich wandelnden Welt. Zentral für uns ist, dass wir Thüringer*innen Teil dieser Transformationsprozesse sein können und diese grundlegend mitgestalten. Dafür stellen wir allen die Strukturen und Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges, kollaboratives Innovationsökosystem bereit. Wir schaffen damit eine Wirtschaft für Menschen, für unsere Umwelt und für Unternehmen.
In Thüringen sind viele erfolgreiche Technologieführer*innen und Hidden Champions in verschiedenen Branchen wie Automotive, Life Sciences, Optik, Sensorik, IT, Digitalisierung und viele mehr zu Hause. Das sind meist traditionelle mittelständische Unternehmen, die allerdings in ihren innovativen Nischen Europamarkt- oder Weltmarktführer*innen sind. Sie denken zukunftsorientiert, übernehmen Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen und deren Familien und haben auch die nachfolgenden Generationen im Blick. Durch neue Produkte und Verfahren können sie Ressourceneffizienz, erneuerbare Energien und Stoffkreisläufe in den Fabrikhallen, Werkstätten und Fertigungsstraßen sowie den Endprodukten nachhaltig verankern. Ein solches nachhaltiges, zukunftsorientiertes Wirtschaften ist Kern unserer Wirtschaftspolitik. Das Förderprogramm „GREEN Invest“ wollen wir ausbauen. Darüber hinaus sollen Konzepte weiterentwickelt und auf Thüringen übertragen werden, mit denen eine Wasserstoffinfrastruktur für Unternehmen bereitgestellt wird. Damit diese Unternehmen weiterhin zukunftsorientiert und verantwortungsvoll Innovationen gestalten können, schaffen wir gemeinsam mit ihnen die Grundlagen für die so wichtigen Transformationsprozesse und damit eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit Thüringens.
Thüringen hat eine aktive Start-up-Szene und eine lebendige Gründungskultur. Im bundesweiten Vergleich nimmt Thüringen mit den Spitzen- und Hochtechnologiegründungen und mit den Gründungen mit Substanz vordere bis Spitzenplätze ein. In der Corona-Krise haben gerade die Thüringer Start-ups eine große Resilienz und Stabilität gezeigt. Start-ups sind wichtige Motoren für zukünftige Technologien (Künstliche Intelligenz, neue Medizinprodukte, Quantentechnologie etc.), Prozesse (Kreislaufwirtschaft, Produktion etc.), Geschäftsmodelle (Vernetzung, Plattformen etc.). Sie stellen wie wir Grüne die richtigen Zukunftsfragen und schaffen Lösungen für den Schutz der Umwelt, zur Steigerung der Energieeffizienz, für eine nachhaltige, emissionsfreien Mobilität, für ressourcenschonendere Produktionsverfahren, für den Klimawandel, für Gesundheitsfragen, für die Digitalisierung, für Transformationsprozesse. Sie geben Möglichkeiten für unser zukünftiges Zusammenleben. Wir wollen die vorhandenen Beratungs- und Impulsstrukturen innerhalb des Start-up-Ökosystems weiter stärken, verzahnen und deren Präsenz auch im ländlichen Raum über Coworking- und Open-Innovation Spaces ausbauen. Ein Kernanliegen ist uns das Zusammenwirken und die Zusammenarbeit aller Akteur*innen innerhalb der vorhandenen Infrastrukturen, öffentlich und privat. Hierfür werden wir in den landeseigenen Richtlinien Anreize schaffen und bürokratische Hürden abbauen. Zudem werden wir die Angebote um Nachfolgeberatung erweitern, damit auch bestehende Unternehmen bei der Nachfolge sicher in die Zukunft blicken können. Innovation geht über Ideen hinaus und Innovationen sollen sich lohnen. Genau dafür sind wir die Wegbereiter*innen.
Wir setzen gemeinsam mit den Thüringer Unternehmen, Start-ups, Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf Innovation, Verantwortung und Zusammenarbeit für ein nachhaltiges kollaboratives Innovationsökosystem. Diese Zusammenarbeit und ein breites Netzwerk sind die Grundlagen von Innovationen und damit unserer Zukunft. Wir wollen die Potenziale der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen, etwa beim Technologietransfer und Open-Innovation-Prozessen, noch stärker ausschöpfen. Ein stärkerer Fokus auf Technologietransfer nutzt vielen Branchen, von der Automobilindustrie über Maschinenbau, Medizintechnik, Mikroelektronik bis hin zur Medien- und Kreativwirtschaft. Dafür werden wir das bestehende Instrumentarium der Förderung von Forschungsverbünden aufwerten und zu einem Zukunftsprogramm „Forschung-for-future“ weiterentwickeln. Nach dem Vorbild von IN4climate.NRW setzen wir uns für lokale Plattformen ein, in denen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen an innovativen Strategien für eine klimaneutrale Wirtschaft arbeiten. Zudem setzen wir uns dafür ein, weitere Forschungszentren in Thüringen anzusiedeln. Das "Deutsche Zentrum für Mobilität der Zukunft" zum Beispiel hätte in Gera einen hervorragenden Standort. Wir sind ein verlässlicher Partner für diese Zusammenarbeit.
Auf Landesebene- und über den Bundesrat schaffen wir die Grundlagen und Anreize für mehr Mitarbeiter*innenbeteiligungen in Unternehmen, Start-ups und Landeseinrichtungen. Die Beteiligung von Mitarbeiter*innen erzeugt nachweislich mehr Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus schaffen wir über Bundesratsinitiativen und in den Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und Satzungen des Landes Thüringens die Grundlagen für mehr Frauen in Verantwortung, das heißt unter anderem in Führungspositionen, wissenschaftlichen und industriellen Beiräten, Forschungseinrichtungen und landeseigenen Gesellschaften. Öffentliche Institutionen und Nutzer*innen öffentlicher Gelder haben hier eine Vorbildfunktion. Deshalb ist es für uns als Grüne auch selbstverständlich, dass, wir Frauen als Expert*innen, Unternehmer*innen, Innovator*innen noch stärker sichtbar machen, über die Teilnahme an Expert*innenrunden, Podiumsgesprächen und allen öffentlichen Veranstaltungen mit Beteiligung der Landesregierung.
Starke Partnerschaft von Staat und Gesellschaft
Um den sozial-ökologischen Wandel in Thüringen erfolgreich gestalten zu können, braucht es starke Bündnisse. Menschen, Unternehmen und staatliche Stellen sollen bestmöglich zusammenarbeiten können, Erfahrungen und Kompetenzen austauschen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Thüringer Nachhaltigkeitsabkommen (NAT) weiterzuentwickeln und als Plattform weiter auszubauen. Unter dem Dach des NAT sollen alle Akteur*innen und Interessenvertreter*innen zusammenkommen und sich in diesen Transformationsprozess einbringen können. Dazu gehören insbesondere die berufsständischen Vertreter*innen, Kammern und Verbände, Akteur*innen und Vertreter*innen der Thüringer Sozial- und Nachhaltigkeitspartner*innen und die Gewerkschaften als Vertreter*innen der Arbeitnehmer*innen. Das NAT wollen wir deshalb zu einem Think-Tank für den sozial-ökologischen Transformationsprozess weiterentwickeln, ausbauen und strategisch neu richten, damit es dieser Aufgabe als Koordinierungsstelle und zentrale Austauschplattform für einen Wissenstransfer und die Begleitung einer erfolgreichen sozial-ökologischen Transformation gerecht werden kann.
Daneben sind auch die landeseigenen Gesellschaften und staatliche Einrichtungen wichtige Partner für die Thüringer Wirtschaft. Als Intermediäre des Freistaats stellen sie den Wirtschaftsakteur*innen zahlreichen Unterstützungsleistungen bereit, z. B. Beratungen, Zuschuss-, Bürgschafts- und Darlehensgewährung, über Beteiligungskapital oder auch die Entwicklung von Gewerbeflächen für Neuansiedlungen und Expansionen sowie den Ausbau der regionalen Infrastruktur. Zuallererst haben diese Landesgesellschaften und -beteiligungen eine Vorbildfunktion, welche sie auch wahrnehmen sollen. In einem ersten Schritt soll deshalb die strategische Ausrichtung der Landesgesellschaften und der mehrheitlichen -beteiligungen im Sinne des Thüringer Klimagesetzes und der Thüringer Nachhaltigkeits- und Klimaschutzstrategie überprüft und ggf. angepasst werden. Investitionen durch die Landes- und Beteiligungsgesellschaften sowie die staatlichen Einrichtungen sollen nicht in fossile und klimaschädliche Anlagen und Vorhaben erfolgen. Wir wollen sie deshalb klar Regeln und dafür Leitlinien erarbeiten. Neben Renditegesichtspunkten wollen wir auch Gemeinwohl- und Nachhaltigkeitskriterien in diesen Investitionsleitlinien verankern.
Investitions- und Fördergrundsätze für die Unterstützungsleistungen zu Gunsten der Thüringer Wirtschaft wollen wir im Sinne eines Green New Deal ausrichten. Auch die Kriterien für den Einsatz von EU-Mitteln sind im Sinne des Europäischen Green Deal zu überprüfen und anzupassen. Auf Bundesebene wollen wir uns dafür stark machen, dass die Fördergebietskulisse ebenso mit Blick auf Nachhaltigkeit- und Klimaschutzziele im Sinne des Pariser Klimaabkommens gestaltet wird.
Gehen wir gemeinsam voran!
Einen neuen Weg zu gehen gelingt nur, wenn viele mitmachen wollen. Die Chancen dafür sind in Thüringen gegeben: in Wirtschaft und Gesellschaft, in Land und Kommunen.
Der Freistaat muss vor der eigenen Tür kehren und die energieeffiziente Sanierung der landeseigenen Liegenschaften vorantreiben. Auch unsere Kommunen können vor Ort das Wirtschaftsleben nachhaltiger machen, sowohl mit verantwortungsvoller Beschaffung als auch mit einer rundum an Nachhaltigkeit ausgerichteten Kommunalentwicklung. Dafür müssen die Städte und Gemeinden investieren können: Nur mit handlungsfähigen Kommunen wird Thüringen krisenfest und zukunftsfähig. Viele Kommunen überschreiten allerdings derzeit ihre Haushaltsgrenzen und auch in den nächsten Jahren kommen aufgrund der Corona-Pandemie massive Steuerausfälle auf sie zu. Aufgrund von struktureller Unterfinanzierung gab und gibt es vielerorts einen großen Investitionsstau. Wir stellen den Kommunen deshalb umfangreiche Mittel für Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden zur Verfügung. Das ist nicht nur ein großer Schritt zu weniger Ressourcenverbrauch, sondern stärkt gleichzeitig das regionale Handwerk.
Wir streichen jegliche öffentliche Förderung für Dinge, bei denen fossile Energiequellen zum Einsatz kommen. Unterstützung erhält von uns nur noch, wer mit seinem Tun die notwendige Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien befördert. Die frei gewordenen Mittel können wir dafür gut gebrauchen.
Indem wir die Vorreiter*innen ökologisch-sozialen Wirtschaftens ins Licht rücken, ihre Ideen und Lösungsansätze bekannt machen und fördern, ermutigen wir alle, teilzuhaben an dem Aufbruch, um den es uns geht. Austausch, partnerschaftliches Handeln und Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft sind dabei unsere zentralen Leitlinien. Denn nur gemeinsam gestalten wir Thüringen erfolgreich um zum sozial-ökologischen, innovativen, erfolgreichen und resilienten Herzen Deutschlands.
Kommentare
Reinhard Bütikofer:
die folgenden drei Sätze (vorletzter Absatz) empfinde ich als politisch extrem konfrontativ statt einladend: „Wir streichen jegliche öffentliche Förderung für Dinge, bei denen fossile Energiequellen zum Einsatz kommen. Unterstützung erhält von uns nur noch, wer mit seinem Tun die notwendige Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien befördert. Die frei gewordenen Mittel können wir dafür gut gebrauchen.“
Wie sie im Regierungshandeln tatsächlich vernünftig implementiert werden könnten, kann ich mir nicht vorstellen. Sie sind deswegen auch leicht politisch verhetzbar. Statt der jetzt vorgesehenen apodiktischen Formulierungen sollten wir mit einer flexibleren Sprache die beabsichtigte politische Zielrichtung des Handelns markieren und verstehen lassen, dass wir wissen, dass eine solche Umorientierung nicht mit exekutivem Ordre du Mufti und überall von jetzt auf gleich möglich sein wird.
Eine Alternativformulierung könnte z. B. lauten: „Wir wollen Unterstützung auf diejenigen konzentrieren, die mit ihrem Tun die notwendige Erneuerung hin zu erneuerbaren Energien befördern. Jegliche öffentliche Förderung für Dinge, bei denen fossile Energiequellen zum Einsatz kommen, muss Stück für Stück auf den Prüfstand gestellt werden. Wenn dabei Mittel frei werden, sollen diese zur Verstärkung der Energiewende genutzt werden.“
Herzliche Grüße
Reinhard
Matthias Schlegel: