Veranstaltung: | LDK Jena 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 8. Landtagswahlprogramm 2024 |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz in Jena vom 02.-04. Februar 2024 |
Beschlossen am: | 04.02.2024 |
Antragshistorie: | Version 2 |
B. Gerechtigkeit schaffen - Chancen stärken: 4. Wir machen Bildung sozial gerecht
Text
Wir machen Bildung sozial gerecht
Bildung ist das Tor zur Welt. Mit ihr errichten wir das Fundament für ein
selbstbestimmtes Leben. Bildung findet ein Leben lang statt - vom Kindergarten
über die Schule und die Ausbildung bis hin zur Erwachsenenbildung. Umso
wichtiger ist es, dass wir schon unseren Kindern die bestmöglichen Chancen
bieten, die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben, um die Zukunft unserer Welt
verantwortungsbewusst in die Hand zu nehmen.
Jedoch ist Bildung auch in Thüringen noch immer nicht sozial gerecht gestaltet.
Zu sehr bestimmt die Herkunft die eigenen Chancen und den möglichen Erfolg. Das
wollen wir ändern und Bildung, vor allem in Kindergarten und Schule, sozial
gerechter gestalten. Hierfür wollen wir die Qualität unseres Bildungssystems
stärken und das Individuum in den Mittelpunkt stellen.
Es kommt darauf an, individuelle Begabungen und Fähigkeiten unserer Kinder und
Jugendlichen zu fördern und sie auf das Leben vorzubereiten, statt sich
ausschließlich auf Leistungsdruck und Noten zu fokussieren. Auch unser
Ausbildungssystem muss besser werden, um noch mehr dringend benötigte Fachkräfte
zu gewinnen. Es braucht dabei ein Ausbildungssystem, das die jungen Menschen
ernst nimmt und sie in ihrem Werdegang stärkt. Auszubildende benötigen eine gute
Infrastruktur und gute Voraussetzungen, um ihren Beruf ohne große Sorge erlernen
zu können.
Bildung endet nicht mit dem Berufsabschluss. Es gibt gute Gründe, sich auch
später im Leben weiterzubilden. Daher stärken wir die Erwachsenenbildung und
Weiterbildung als wichtige Säulen des Bildungssystems. In den vergangenen Jahren
konnten wir bereits viel erreichen: mehr Ganztagsangebote in Schulen, bessere
Personalschlüssel in Kindergärten, Einstieg in die Beitragsfreiheit, so viele
Neueinstellungen von Lehrer*innen wie nie zuvor oder Unterstützung der freien
Schulen. Doch es bleibt noch viel zu tun. Bildung ist eine Investition in die
Zukunft, und als solche hat sie für uns oberste Priorität.
Kernziele:
- Lehrkräfte und Erzieher*innen durch multiprofessionelle Teams unterstützen
- Lehramtsausbildung reformieren und praxisorientierter machen
- Schule fächerübergreifend, digital, lebensweltorientiert und kooperativ
neu aufstellen
- Chancengerechtigkeit im Schulsystem verbessern u. a. durch längeres
gemeinsames Lernen
- Personalschlüssel in Kindergärten weiter verbessern
- Berufsausbildung attraktiver machen
- Demokratiebildung stärken
Kindergarten und frühkindliche Bildung: Qualität und
Förderung
Beste Bildung setzt so früh wie möglich an. Um Kinder effektiv und nachhaltig zu
fördern und ihnen die besten Startchancen fürs Leben zu geben, setzen wir auf
eine ausgezeichnete Frühförderung und eine qualitativ hochwertige Betreuung in
Kindergärten und Kindertagesstätten. Diese muss elementarer Teil der
frühkindlichen Bildung sein.
Eine besondere Rolle spielt hierbei die weitere Verbesserung der
Personalschlüssel, die wir bereits in den letzten Wahlperioden anstoßen konnten.
Hier braucht es weitere Schritte. Diese Verbesserung ist unerlässlich, um mehr
individuellere Förderung zu ermöglichen und Erzieher*innen zu entlasten. Durch
die niedrigschwellige pauschale Förderung für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf
können Kindergärten auch weiterhin Betreuung für besondere Bedürfnisse anbieten.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Angebot von ausreichend Kindergartenplätzen mit passenden Öffnungszeiten
und verbesserter Qualität als Priorität vor Beitragsfreiheit
- Mehr Erzieher*innen durch schrittweise Schlüsselverbesserung auf 1:4 bei
Unter-3-Jährigen und 1:9 bei Über-Drei-Jährigen und Erhöhung der
Zeitanteile für Vertretungsreserve sowie die pädagogische Vor- und
Nachbereitung
- Stärkung der Einrichtungsleitungen durch mehr Zeitanteile für
Leitungsfunktionen und Mindeststellenanteilen für Leitungen auch in
kleinen Einrichtungen
- Bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung von Erzieher*innen,
möglichst tarifgebunden
- Stärkerer Fokus auf Gesundheitsschutz von Erzieher*innen
- Evaluation und Überarbeitung der Ausbildungsstruktur und -inhalte für
Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen, u. a. Antidiskriminierung
und Inklusion stärker berücksichtigen
- Ausbau und qualitative Weiterentwicklung der praxisintegrierten Ausbildung
(PiA) mit tariflicher Mindestvergütung der Auszubildenden
- Schulgeldbefreiung für die Ausbildung von Erzieher*innen an Fachschulen in
freier Trägerschaft
- Sozial gerechte Elternbeiträge
- Stärkung der Qualität in der frühkindlichen Bildung durch ein „Zentrum
frühe Bildung“ und Begleitung von Qualitätsentwicklung in den Kindergärten
- Fachberatungen für Kindergärten durch Neustrukturierung und verbesserte
Finanzierung stärken
- Erhalt und Weiterentwicklung der Programme „SprachKitas“, „Vielfalt vor
Ort erleben“ sowie der Eltern-Kind-Zentren (ThEKiZ)
- Ressourcen schaffen für digitale Elternarbeit
- Ausbau der kindgerechten Beteiligung innerhalb der Kindergärten als
Grundlage für Demokratiebildung
- Multiprofessionelle Teams vor allem in Kindergärten mit Multi-Problemlagen
zum Standard machen, um sprachliche, sozialpädagogische und therapeutische
Betreuung bedarfsgerecht zu stärken
- Tragfähige Strategien zur Anpassung der Struktur der frühkindlichen
Bildung an demografischen Umbruch entwickeln und umsetzen
- Perspektive der Eltern stärken durch bessere Ausstattung der
Landeselternvertretung
- Begleitung der Übergänge zwischen Kindergarten und Schule für Kinder mit
Förderbedarf verbessern
- Weiterentwicklung der Frühförderung, um Unterstützung im Alltag zu
stärken, beispielsweise durch Absenken bürokratischer Hürden,
niedrigschwellige Beratungsmöglichkeiten für Eltern, interdisziplinäre
Zusammenarbeit und Verzahnung unter anderem mit den Leistungen der mit
frühen Hilfen
- Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Bezahlung für Kindertagespflege
(Tagesmütter/-väter)
- Förderprogramme für Kochen vor Ort sowie gemeinsame Strategie mit Caterern
und Trägern mit dem Ziel, gesundes und bezahlbares Essen mit möglichst
hohem Anteil an regionalem Bio in Kindergärten anzubieten
Schule: kooperativ und vielfältig für die Herausforderungen
von morgen
Schulen sind für uns Orte der persönlichen Entwicklung, der Bildungsfreiräume
und des gemeinsamen Erlernens und Erlebens von Demokratie. Wir haben den
Anspruch, dass Schulen den individuellen Bedürfnissen von Kindern gerecht werden
und Persönlichkeitsentfaltung und die Förderung der individuellen Fähigkeit im
Mittelpunkt stehen müssen. Die Schule muss Kinder auf die Herausforderungen der
Zukunft vorbereiten. Wir müssen für die Schulen Thüringens Bedingungen schaffen,
damit sie vielfältig, kooperativ und digital aufgestellt sind.
Das Kernstück der Schulen bilden neben den Schüler*innen die Pädagog*innen.
Viele von ihnen fühlen sich überlastet und sind frustriert. Um hier
voranzukommen, müssen wir uns auch die Frage stellen, wie eine zeitgemäße,
praxisorientierte Lehramtsausbildung und ein modernes Bild von der Rolle der
Lehrer*innen aussehen sollen. Mit einer Lehrkraft je Klasse sind die
vielfältigen Herausforderungen kaum zu schaffen, weswegen wir auf Teamteaching
und multiprofessionelle Teams setzen: Lehrkräfte, Erzieher*innen sowie sonder-
und sozialpädagogische Fachkräfte, die sich während des Unterrichts gemeinsam um
die Bedürfnisse in der Klasse kümmern. Davon profitieren alle. So wird Inklusion
viel besser umsetzbar.
Außerdem müssen unsere Schulen echte Chancengerechtigkeit bieten und soziale
Gerechtigkeit fördern. Gemeinsames Lernen ist dafür ein passender Ansatz. Dafür
müssen wir weg vom stark selektierenden Schulsystem hin zum längeren gemeinsamen
Lernen. Schule sollte die Vielfalt unserer Gesellschaft abbilden und eine
Achtung der Menschenwürde, die Verantwortung für das Gemeinwesen, Solidarität,
Toleranz und Gleichberechtigung vermitteln. Und sie muss auf die Anforderungen
von morgen vorbereiten – mit einem ganzheitlichen Ansatz aus Demokratiebildung,
Bildung für nachhaltige Entwicklung, digital gestützter und lebenspraktischer
Bildung. Dabei setzen wir auf ein vielfältiges Schulsystem und unterstützen die
freien Schulen genauso, wie wir die staatliche Schulen unterstützen.
Schule sozial gerecht und inklusiv
- Landesweiter Ausbau der Gemeinschafts- und Ganztagsschulen mit dem Ziel,
längeres gemeinsames Lernen zum neuen Standard zu machen
- Fokus auf individuelle Förderung und Persönlichkeitsentwicklung
- Förderprogramme zum Ausgleich von Benachteiligungen gemeinsam mit
außerschulischen Partner*innen stärken und ausbauen
- Angebote der Schulsozialarbeit an jeder Schule gewährleisten, Stärkung der
Schulpsychologie
- Reduktion der zu hohen Zahl der Schulabbrecher*innen ohne Abschluss unter
anderem durch Praxisklassen, mehr Schulsozialarbeit und Teamteaching
sowie spezifische Angebote der Jugendhilfe
- Stärkung und Ausbau der Sprachförderung, unter anderem durch Ausbau der
Kapazitäten für „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ)
- Umsetzung des Rechtsanspruchs auf individuelle Förderung und auf
gemeinsames Lernen sowie Verbesserung der Bedingungen für einen
inklusiven Unterricht mit dem Ziel, den gemeinsamen Schulbesuch von
Kindern mit und ohne Behinderung von Anfang an zu ermöglichen
- Mehr sonderpädagogische Förderung in allen Schulformen, aber besonders im
Grundschulbereich einsetzen
- Konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung des Thüringer
Entwicklungsplans Inklusion
- Perspektivisch Einführung von multiprofessionellen Teams, das heißt
flächendeckendes Zweipädagogensystem im Grundschulbereich sowie
sozialpädagogisches Teamteaching
- Einbindung der Erzieher*innen in den Unterricht und Ganztagsangebote der
Grundschule (gebundener Ganztag)
- Ermöglichung von Vollzeitbeschäftigung für Erzieher*innen
- Perspektivisch umfassende Lernmittelfreiheit und kostenlose Beförderung
zur Schule, um Eltern finanziell zu entlasten
- Weitere Unterstützung der freien Schulen und der schulischen Vielfalt als
wichtige Säule der Thüringer Bildungslandschaft
Schulen & Lehrkräfte stärken
- Schulstandort Thüringen für Lehrer*innen attraktiver machen, unter anderem
durch gute Arbeitsbedingungen, attraktive Aufstiegsmöglichkeiten,
durchschnittlich kleine Klassenstärken sowie Entlastung durch
multiprofessionelle Teams und pädagogische Assistenzen insbesondere in
Schulen mit besonderen Herausforderungen
- Sicherstellung des Unterrichts durch 110-prozentige Personalausstattung
(Vertretungsreserve), um Krankheitsausfälle, Fortbildungen und unbesetzte
Stellen zeitweise auszugleichen
- Einstellungsverfahren weiterhin beschleunigen und Qualifizierungsprogramme
für Seiteneinsteiger*innen individualisieren und professionalisieren
- Vollständige Erfassung der tatsächlichen Arbeitszeit für Lehrkräfte
(Umsetzung des EuGH-Urteils) umsetzen und stärker auf Gesundheitsschutz
der Lehrkräfte achten
- Reform der Lehramtsausbildung mit Fokus auf pädagogischen Alltag: auf
schulstufenbezogene Ausbildung umstellen, Ausbildung zu Inklusion und
Sonderpädagogik stärker verankern, pädagogische und praxisbezogene
Komponenten im Studium deutlich stärken und Ausbildung in
Querschnittsthemen wie Medienbildung, politische Bildung, Bildung für
nachhaltige Entwicklung verbessern
- Abbruchquoten des Studiums verringern durch Ausbau der Studienberatung und
Überprüfung der Angemessenheit der fachspezifischen Anforderungen
- Zahl der Studienplätze für Lehramt in Thüringen bedarfsgerecht erhöhen und
Hürden beim Zugang zum Lehramtsstudium abbauen
- Bessere Betreuung während des Referendariats und im Berufseinstieg
(Vorbereitungsdienst)
- Verbesserungen bei Bausubstanz und Ausstattung der Schulen voranbringen,
um mehr Raum für individuelle und inklusive Förderung, alternative
Lernformen sowie Barrierefreiheit zu schaffen
- Qualitätsoffensive mit durchgängigem Konzept von Qualitätsentwicklung und
-sicherung sowie Erstellung eines Orientierungsrahmens Schulqualität mit
externer und interner Evaluation, Einführung eines Qualitätsmanagements
für jede Schule
- Sofortprogramm „Eigenständige Schule 2035“: Ressourcen an Schulen
schaffen, um Weiterentwicklung zu ermöglichen, unter anderem durch
unbürokratische schuleigene Budgets, größere eigene
Entscheidungsmöglichkeiten bei Personalauswahl und Fortbildung,
Bürokratieabbau, Stärkung und Weiterbildung der Schulleitungen und
flächendeckende Einführung von Verwaltungsassistent*innen
- Stärkung der kommunalen Schulträger als Verantwortungsgemeinschaft mit dem
Land
- Förderung der Kooperation von Schulstandorten, um auch kleine Schulen im
ländlichen Raum zu erhalten
- Unterstützung von Schulküchen und gemeinsame Strategie mit Caterern, um
vielfältige, qualitativ hochwertige und regionale Mittagsversorgung
möglichst aus regionalen Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen
Zeitgemäßer Unterricht für die Herausforderungen von morgen
- Individuelle Förderung vor Noten und Leistungsdruck
- Abschaffung der Noten im ersten Schritt in den musischen, künstlerischen
und sportlichen Fächern, stattdessen schriftliche Bewertung
- Besondere Leistungsfeststellung (BLF) abschaffen und Erwerb des mittleren
Schulabschlusses (mittlere Reife) mit Versetzung in die 11. Klasse
umsetzen
- Alternativen zu Hausaufgaben entwickeln und Aufgabenfülle reduzieren
- Abschaffen des „Sitzenbleibens“, stattdessen gezielte Unterstützung der
gefährdeten Schüler*innen
- Stärkerer Fokus auf Erlernen von Kompetenzen, Methoden und
Selbstorganisation
- Weg von starrem Fächerdenken hin zu fächerübergreifenden Ansätzen
- Überarbeitung der Stundentafel und Rahmenlehrplänen hin zu zeitgemäßem
Fächerangebot mit Wahlpflichtfächern, fächerübergreifender Orientierung
auf Lebenswelt und Alltagskompetenz, beispielsweise mentale Gesundheit,
gesunde Ernährung und kritisches Denken
- Ausbau der Angebote für Medienbildung und Informatik auch in Grundschulen
- Stärkung des Lernens außerhalb des Schulgebäudes sowie Ausbau des
handwerklichen und praxisorientierten Lernens durch zusätzliche
Wahlpflichtangebote (Lokale Praxis-Netzwerke)
- Frühzeitige Berufsorientierung gemeinsam mit außerschulischen
Praxispartnern weiter ausbauen und verpflichtend regeln
- Demokratielernen stärken durch mehr Mitbestimmungs- und
Entscheidungsrechte von Schüler*innen
- Förderung der politischen und Demokratiebildung durch Verankerung als
Leitkonzept in jeder Schule
- Menschenrechtsorientierte historisch-politische Bildung als wichtiges
Instrument gegen Rechtsextremismus etablieren, u. a. durch Verankerung
von Antidiskriminierung, Kolonialgeschichte und Perspektiven
marginalisierter Gruppen im Lehrplan und höherer Stellenwert für
gesellschaftswissenschaftliche Fächer
- Überprüfung der Lehr- und Lernmaterialien auf diskriminierende und
rassistische Inhalte (siehe Kapitel Gleichstellung)
- Rolle der „Vertrauenslehrer*innen“ weiterentwickeln zu „Schulbeauftragten
für Antidiskriminierung, Vielfalt und Empowerment“ (SAVE-Beauftragte)
- Erstellung einer verbindlichen schulischen und außerschulischen
Landesstrategie „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) inklusive
Förderprogramm für Kooperationen mit außerschulischen Bildungsträgern
- Weiterentwicklung der fächerübergreifenden Bildung für nachhaltige
Entwicklung durch Verankerung in den Lehrplänen und Umsetzung der UNESCO-
Roadmap für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE 2030)
- Ergänzung der Fächer Ethik und Religionen um ein Dialogmodul für alle
Schüler*innen, enge inhaltliche und organisatorische Verzahnung der Fächer
zum Beispiel durch gemeinsame Projekte, um Wissen und Verständnis
gegenüber anderen Weltanschauungen zu vermitteln (siehe Kapitel Religion)
- Angebot von hybriden Religionsunterrichtsmodulen auch für Schüler*innen
weiterer Religionsgemeinschaften (z.B. für jüdische und muslimische
Schüler*innen)
Schule digital und vernetzt
- Digitale und datenschutzkonforme Lernmöglichkeiten und -angebote ausbauen
und pädagogische Inhalte daran anpassen
- Gewährleisten, dass jedes Kind in der Schule mit einem digitalen Endgerät
arbeiten kann
- Lehrer*innenbildung auf digitale Herausforderungen ausrichten
- Stärkung der landespolitischen Verantwortung in der Digitalisierung der
Schulen, unter anderem durch gezielte Investitionen in die digitale
Infrastruktur, in digitale Medien und Werkzeuge
- Stärkung der Kommunen als Schulträger bei der Digitalisierung, unter
anderem durch Weiterentwicklung der kommunalen Medienzentren zu
leistungsfähigen IT-Dienstleistern für den Schulbereich, finanzielle
Unterstützung bei Einstellung gut qualifizierter IT-Mitarbeiter*innen
sowie bei Beschaffung und Betrieb der notwendigen Hard- und Software
(siehe Kapitel Digitale Bildung)
- Einführung einer einheitlichen Schulverwaltungssoftware
- Kein pauschales Smartphoneverbot an Schulen, stattdessen Schüler*innen
demokratisch einbeziehen
- Thüringer Schulcloud weiterentwickeln (z.B. datenschutzkonformen
Messengerdienst und Zugriffsmöglichkeiten für Kooperationspartner*innen
von Schule)
Berufsausbildung: Strukturen sichern, Bedingungen verbessern
Die Fachkräfte von morgen benötigen heute eine gute und moderne Ausbildung.
Damit sich auch in Zukunft mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden,
müssen die Bedingungen hierfür deutlich verbessert und die Attraktivität
gesteigert werden. Entscheidend ist dafür auch, den Auszubildenden auf Augenhöhe
zu begegnen und ihre Rechte und Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Festschreibung einer Mindestausbildungsvergütung von mindestens 80 Prozent
der durchschnittlichen Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr
- Kopplung von staatlicher Ausbildungsförderung an tarifliche
Ausbildungsvergütung
- Lernmittelfreiheit für Auszubildende und Kostenübernahme für Internats-
und Wohnheimplätze einführen
- Ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten am Berufsschulstandort sichern und
an den öffentlichen Nahverkehr gewährleisten
- Gleiche Vergünstigungen für Studierende, Auszubildende und
Freiwilligendienstleistende
- Echte Lehrgeldfreiheit für alle Ausbildungsberufe
- Stärkung der dualen Ausbildung durch mehr und bessere überbetriebliche
Praxisanteile
- Unterjährigen Beginn einer dualen Ausbildung ermöglichen
- Stärkung der Mitbestimmungsstrukturen und -projekte für Auszubildende
- Einrichtung eines Azubi-Werkes nach Vorbild von Studierendenwerken
- Ausweitung des Anspruchs auf Bildungsurlaub während der Ausbildung
- Ausbau der Angebote zur Teilzeitausbildung
- Zugang zum Studium für ausgebildete Handwerker*innen vereinfachen und
Übergangswege zwischen technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen und
dem Handwerk schaffen
- Frühzeitige und praxisnahe Berufsorientierung und Schullaufberatung zum
Standard machen (siehe Kapitel Schule)
- Ausbildung im Verbund durch einen Zusammenschluss von mehreren Unternehmen
sowie modulare Ausbildung ermöglichen
- Keine Verpflichtungserklärungen und Ablösezahlungen bei Abbruch der
Ausbildung oder Wechsel des Unternehmens
- Konsequente Einhaltung des Arbeitsschutzgesetzes während der Ausbildung
- Berufsschulen vor allem im ländlichen Raum stärken, unter anderem durch
transparente und gesetzlich festgelegte Kriterien für
Berufsschulnetzplanung und Erhalt des Berufsschulangebots verteilt auf
ganz Thüringen, möglichst ein Standort pro Landkreis
- Perspektivisch Weiterentwicklung der Berufsschulstandorte zu
berufsspezifischen Fach- und Kompetenzzentren
- Weiterentwicklung von Lerninhalten mit Fokus auf Klimaschutz,
Regionalisierung, Digitalisierung und Automatisierung
- Förderung des Wissenstransfers zwischen Hoch- und Berufsschulen
- Antidiskriminierungsarbeit an Berufsschulen intensivieren, unter anderem
durch verpflichtende Weiterbildungen der Lehrkräfte
- Stärkerer Fokus auf Integration, bedarfsgerechte Förderung in Deutsch-als-
Zweitsprache (DaZ)
Erwachsenenbildung: Lebenslanges Lernen gehört dazu
Mit der abgeschlossenen Berufsausbildung oder dem Hochschulabschluss endet das
Lernen nicht.
Fort- und Weiterbildung ist deshalb die vierte Säule in der Bildung und in
schnelllebigen Zeiten wie heute für uns unerlässlich. Mit dem
Bildungsfreistellungsgesetz sowie einer besseren finanziellen Ausstattung von
Volkshochschulen und freien Trägern der Erwachsenenbildung haben wir
BÜNDNISGRÜNE in der Regierungsbeteiligung diese Säule bereits gestärkt. Diesen
Kurs hin zu einer vielfältigen, wohnortnahen Bildungslandschaft für Erwachsene
mit breiten, kostengünstigen Angeboten werden wir auch in Zukunft beibehalten.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- Erstellung einer landesweiten Strategie für politische Erwachsenenbildung
- Stärkung der Demokratiebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung,
digitalen und kulturellen Bildung in der Erwachsenenbildung
- Vermittlung von Medien- und Digitalkompetenzen weiter fördern
- Einführung einer mehrjährigen Förderung für Träger der politischen
Erwachsenenbildung
- Härtefallfonds zur Kostenübernahme für Menschen mit geringem Einkommen
oder Sozialleistungsbezug
- Alphabetisierungsprogramme der VHS aufstocken und mehr Kooperationen mit
Unternehmen
- Kurse für Deutsch als Zweitsprache stärken und berufsbegleitende DaZ-Kurse
anbieten