Antrag: | Wir eröffnen Chancen und sichern den Zusammenhalt (Was unser Leben reicher macht: Kultur, Medien und Sport) |
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Antragsteller*in: | LAG Kultur |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 23.04.2021, 16:30 |
Ä4 zu A16: Wir eröffnen Chancen und sichern den Zusammenhalt (Was unser Leben reicher macht: Kultur, Medien und Sport)
Antragstext
Von Zeile 252 bis 257:
Angesichts der vielen Menschen, die sich für den Sport engagieren, wollen wir einen „sauberen“, dopingfreien und fairen Spitzensport ohne Korruption, Spielmanipulation und sexualisierte Gewalt. Das kann nur durch die Vorbildwirkung des organisierten Sports und seiner Verbände erfolgen, die eine Beschäftigung von in diesen Bereichen belasteten Trainer*innen und Funktionär*innen unterbindet.Folgender Text soll den gesamten Antragstext ersetzen:
Neustart Kultur
Der Kulturbegriff von Bündnis 90/Die GRÜNEN gründet sich auf der Bewunderung für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und der Welt. Wir unterscheiden nicht zwischen Sub- und Hochkultur, sondern erkennen den großen Wert aller Kulturschaffenden für eine lebendige und friedvolle Gesellschaft. Wir setzen uns intensiv für ihre soziale Sicherheit und künstlerische Freiheit ein. Kultur ist weder Dekoration, noch folgt sie ökonomischen Überlegungen. Kulturschaffende gehören ins Zentrum der Gesellschaft.
Die Pandemie hat die Fehler und strukturellen Schwächen der Kulturszene und Kulturpolitik offenbart. Leider hat sich in dieser Zeit die Zwei-Klassengesellschaft in der Kunst- und Kulturszene weiter verstärkt: verhältnismäßig gut kamen die institutionell geförderten Kultureinrichtungen durch die Pandemie, verheerend traf es die gesamte Freie Szene aus Soloselbstständigen, Vereinen und freien Künstlerkollektiven. Zukünftig bedarf es einer verlässlichen und nachhaltigen, dezentralen und geschlechtergerechten Landesfinanzierung für die gesamte Bandbreite der Thüringer Kulturlandschaft.
Breitenkultur, Soziokultur und Freie Szene sowie die privaten Theater und Galerien müssen nachhaltig gestärkt werden. Wir BÜNDNISGRÜNEN setzen uns dafür ein, dass Förderausschreibungen des Landes zukünftig barrierefrei zugänglich und einfacher zu beantragen sind und die Nachhaltigkeit von Projekten stärker berücksichtigt wird. Entscheidungsstrukturen – sei es in der Landesverwaltung, in Stiftungen oder Jurys –wollen wir künftig politik- und kulturverwaltungsferner gestalten und somit die Qualität des kulturellen Projektes stärker zum Maßstab der Entscheidung machen. Eine gendergerechte, diverse und internationale Besetzung aus Fachleuten für landesweite Projekte und Finanzverteilung soll dabei einerseits Standard werden, wie andererseits eine Delegierung von Entscheidungen zu regionalbezogenen Gelder an Akteur*innen vor Ort. Die Geschäftsstellen der zuständigen Landesarbeitsgemeinschaften sollen noch stärker befähigt werden, Kulturvereine und kleinere Initiativen bei der Beantragung von Fördermitteln zu beraten und zu unterstützen. Das Programm für kulturelle Leitungskräfte wollen wir aufstocken und den Förderzeitraum auf bis zu drei Jahre verlängern.
Der Kulturaustausch zwischen Stadt und Land muss ebenso gefördert werden wie der internationale Austausch zwischen Akteuren. Der Anschluss an internationale Diskurse sowie Impulse internationaler Künstler*innen muss in Thüringen weiter vorangetrieben und finanziell unterstützt werden. Kulturförderung des Landes und Bundes hat dafür Sorge zu tragen, dass in allen Regionen Thüringens der Zugang zu Kulturangeboten sowie künstlerischer Betätigung möglich ist und ausgebaut wird.
Gerade aus der aktuellen Pandemiesituation heraus sehen wir einen großen Bedarf für künstlerische Angebote in Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen, weshalb wir mit dem Landesprogramm Chancengeber*innen Künstler*innen konkret mit diesen zusammenbringen wollen und so auch freiberuflichen Künstler*innen, die besonders unter dem monatelangen Auftrittsverbot leiden, neue Verdienstmöglichkeiten bieten.
Musik- und Jugendkunstschulen in Thüringen sind außerschulische Einrichtungen der kulturellen Bildung, die sich mit ihren Angeboten und einem spartenübergreifenden Konzept sowohl an Kinder und Jugendliche richten, als auch lebenslanges Lernen ermöglichen. Mit ihrem ganzheitlichen Bildungsverständnis ermöglichen sie Menschen unterschiedlicher familiärer, kultureller und sozialer Hintergründe die aktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstformen. Sie schaffen Raum, um nachhaltiges Interesse an Musik und Kunst zu entwickeln und das eigene musische und künstlerische Potential zu entdecken und zu entfalten. Für eine sichere Finanzierung der Angebote soll die derzeit im Haushalt angeführte Förderung verstetigt werden. Die Verabschiedung eines Musik- und Jugendkunstschulgesetzes ist unser Ziel.
Wir BÜNDNISGRÜNE machen uns dafür stark, dass Kinder und Jugendliche Thüringer Museen kostenfrei besuchen können und Museumskonzepte stärker als bisher auch junge Besucher*innen in den Blick nehmen. Lokal erfolgreiche Ausstellungskonzepte, die neben der Tradition vor allem auch die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft abbilden, wollen wir von Landesseite weiter fördern. Das Volontariatsprogramm der Museen hat sich bewährt und muss fortgesetzt werden.
Die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus sowie die daraus resultierenden Konsequenzen gehören zur gesellschaftlichen Kernaufgabe der deutschen Kulturpolitik. Wir wollen darüber hinaus aber auch den Blick für die Kolonialgeschichte schärfen. Hierzu zählt auch die Förderung von künstlerischen Projekten zur Zeitgeschichte. Thüringen hat u.a. mit der NS-Rasseforschung an der Universität Jena ein schweres historisches Erbe, das wir wissenschaftlich und künstlerisch aufarbeiten wollen. Straßennamen und öffentliche Orte, deren Namen den deutschen Kolonialismus verharmlosen oder beschönigen, wollen wir umbenennen. Hierfür soll die Landesregierung über einen Fonds die Kommunen unterstützen.
Wir wollen die einzigartige Thüringer Residenzkultur auf dem Weg zum UNESCO Welterbe stärken und fordern dafür eine sinnvolle und nachhaltige Neuordnung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Stiftung sollte dafür um bedeutende Liegenschaften wie Altenburg, Bad Liebenstein und Meiningen erweitert werden. Wir wollen die Stiftung in die Lage versetzen, Museumsbetriebe zu übernehmen. Gleichzeitig sollten Kooperationen mit den kulturellen Leuchttürmen der Museumslandschaft gefördert werden, die dazu beitragen, ein kulturelles Netzwerk wie die „Schatzkammer Thüringen“ zu einer deutlich sichtbaren touristischen Marke weiterzuentwickeln. Kleinere und mittelgroße Museen dürfen durch die Förderung großer Einrichtungen jedoch keine Nachteile erfahren. Der Prozess der Neuordnung der Stiftung soll transparent ablaufen und durch den intensiven Austausch mit den betroffenen Kommunen und Museumseinrichtungen auf breiter Basis zu einem einvernehmlichen Ergebnis geführt werden.
Den Bibliotheken in den Kommunen wollen wir über ein Zwei-Säulen-Finanzierungsmodell mit festen Zuschüssen einerseits und der Förderung innovativer Ansätze andererseits mehr Spielraum bei der Förderung der Thüringer Bibliothekslandschaft geben. Zudem sollen die Anschaffung von und der Zugang zu digitalen Angeboten wie zum Beispiel über die Thüringer Onlinebibliothek ThüBIBnet weiter verbessert werden.
Thüringen braucht im künstlerisch-kreativen Hochschulbereich eine Bildungsstätte für die darstellenden Künste. Wir BÜNDNISGRÜNEN fordern daher die Gründung einer International School of Performing Arts (ISoPA) an. Diese soll durch ihre soziale und kreative Struktur attraktiv für Talente aus der ganzen Welt sein und sich flexibel und offen gegenüber den Erfordernissen der globalisierten Welt, ihren künstlerischen Entwicklungen und sozialen Verhältnissen zeigen.
Wir fordern eine erweiterte Theaterperspektive 2030 mit einer langfristigen Absicherung der gewachsenen Theater- und Orchesterlandschaft Thüringens. Damit wollen wir die Verträge mit den Kommunen verstetigen und Haustarife nach und nach überflüssig machen, denn kreative Köpfe müssen in Thüringen gehalten werden. Darüber hinaus knüpfen wir die Finanzierung an Konzepte zur CO2-Minderung, an Sozial- und Familienverträglichkeit von Beschäftigungsverhältnissen, an Gendergerechtigkeit und Diversität. Wir wollen Leitungsstrukturen demokratisieren und Findungsprozesse für Leitungspositionen transparent gestalten. Patriarchalisches Erbhofverhalten und intransparente Verträge sind anachronistisch und erzeugen langweilige Pseudokreativität.
Für vom Land geförderte Projekte und Institutionen müssen bei Ausstellungsprojekten Mindesthonorare verbindlich gelten. Projektförderungen, Stipendien und Residenzen müssen für Bildende Künstler*innen und Literat*innen um Fördermodelle ergänzt werden, die mehr Künstler*innen eine langfristige Existenz ohne akute materielle Not ermöglichen. Künstler*innen beleben durch kreative Angebote alte Industriebrachen mit neuen Clubs, Galerien oder preiswerten Atelierhäusern. Verlassene Räume werden so zu soziokulturellen Freiräumen, zu Keimzellen neuer Kultur, auch in Erinnerung und Sichtbarmachung ihrer widersprüchlichen Geschichte. Solche Ideen soll das Land mit gezielten Förderprogrammen unterstützen und ausweiten. Wir fordern als Modellprojekt für den „Neustart Kultur“ ein Grundeinkommen für alle freischaffenden Künstler.*innen und eine strukturelle Unterstützung der Kollektive egal welcher Rechtsform.
Für unabhängige Medien und den Erhalt der Meinungsvielfalt
Demokratie ohne Pressefreiheit und unabhängige Medien ist undenkbar. Den Konzentrationsprozess auf dem Thüringer Zeitungsmarkt sehen wir darum mit Sorge. Die offene Gesellschaft braucht gerade im Lokalen und Regionalen eine informierte Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund stehen wir klar zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auch zum Rundfunkbeitrag. Seriöse Informationen und kulturell anspruchsvolle Inhalte werden in einer zunehmend fragmentierten Medienwelt mehr denn je gebraucht. Wir sehen aber auch die Verantwortung, die damit für die Programm-Macher*innen verbunden ist. Wir unterstützen darum den öffentlich-rechtlichen Rundfunk darin, noch klarer als bisher Prioritäten zu setzen: gegen Quotendenken, für Qualität, Kreativität und Zuverlässigkeit.
Ein wichtiger Baustein im Thüringer Lokaljournalismus sind die privaten lokalen Fernsehsender. Vor allem in ländlichen Räumen sind sie oftmals die einzigen Medienvertreter, die über lokalpolitische, soziale oder kulturelle Themen berichten. Hier gilt es, die seit 2021 bestehende Unterstützung der Programmerweiterung im Rahmen des Aktionsplanes Lokal-TV über die Thüringer Landesmedienanstalt zu stabilisieren und auszubauen. Und nicht zuletzt ist die Pressefreiheit auch in Thüringen durch populistische Stimmungsmache unter Druck. Wir sind solidarisch mit allen kritischen Journalist*innen, die mit Hassbotschaften, Ressentiments und Verschwörungstheorien konfrontiert sind.
Für uns BÜNDNISGRÜNE nehmen Bürger*innenmedien in Thüringen – ob Campusradio, offener Kanal oder Freifunkinitiative - eine herausragende Stellung ein. Hier können sich Menschen jeden Alters journalistisch einbringen, sich selbst als Urheber*in von kulturellen Werken erfahren und ihre eigenen Themen unkompliziert in die Öffentlichkeit bringen. Im Bereich der Medienbildung sind Bürger*innenmedien ein Hotspot für vielfältige Beteiligungsformate mit einer breiten Öffentlichkeit, die dadurch eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz generieren. Was das Bürger*innentheater für den darstellenden Bereich ist, sind Bürger*innenmedien für den gesamten Medien-Bildungsbereich - eine im weitesten Sinne soziokulturelle Schnittstelle, deren Erhalt und Ausbau durch die Politik weiterhin verstetigt werden muss. Aufgrund ihrer Struktur - nicht kommerziell ausgerichtet, meist von Vereinen getragen und oft mit rein lokalen Verbreitungsgebieten - sind Bürger*innenmedien mit besonderen finanziellen Herausforderungen, gerade mit Blick auf die Digitalisierung in den kommenden Jahren, konfrontiert. Wir BÜNDNISGRÜNEN machen uns dafür stark, dass dieser Übergang durch professionelle Begleitung und finanzielle Unterstützung gelingt. Bürger*innenmedien als aktive soziokulturelle Beteiligungsorte sollen sowohl im städtischen als auch ländlichen Thüringer Kontext weiterhin entstehen können und gezielte finanzielle Unterstützung des Landes erfahren.
Für ein sport– und bewegungsfreundliches Thüringen
Alle Menschen sollen nach ihren Wünschen sportlich aktiv sein können, egal ob im Verein oder Fitnessstudio, in den Bergen, im Schwimmbad oder im Park. Die 3.500 Thüringer Sportvereine mit über 367.000 Mitglieder*innen bieten vieles, was Körper, Geist und Seele gut tut. Die Sportstätten sind das Rückgrat des Sports. Kommunen und Vereine werden wir dabei unterstützen, Gelegenheiten für den Sport wohnortnah weiter zu fördern, damit die Menschen Fitness und Bewegung in ihren Alltag integrieren können.
Sanierungen sowie Um- und Neubauten von Sportstätten sind Investitionen in die Zukunft. Ökologische, landschaftsangepasste, naturverträgliche Lösungen müssen dabei zum Tragen kommen. Mit dem novellierten Thüringer Sportfördergesetz haben wir Weichen gestellt. Wir setzen auf ein höheres Tempo bei der energetischen Sanierung bestehender Anlagen und unterstützen die Strom- und Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien. Bei Sport(groß)veranstaltungen setzen wir auf die Vorbildwirkung des Sports und unterstützen Umweltkonzepte für eine klimaneutrale Versorgung, eine nachhaltige Mobilität und wirksame Konzepte zur Müllvermeidung. Die Planung solcher Veranstaltung kann nur mit Beteiligung der Menschen vor Ort geschehen.
Die globale Erwärmung macht vor den Mittelgebirgslagen in Thüringen keinen Halt. Daher ist auch der Sportstandort Oberhof nur mit einem Ganzjahreskonzept zukunftsfähig. Investitionen, die der alleinigen Ausrichtung auf Wintersport dienen, sind weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig und daher mit uns BÜNDNISGRÜNEN nicht zu machen.
Besonders beim Behindertensport und der Integration von Geflüchteten kommt dem Sport eine herausragende Bedeutung zu. Für eine auskömmliche sowie bedarfsgerechte Finanzierung erhalten die Anbieter*innen unsere Unterstützung.
Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Diskriminierung und Gewalt finden keinen Platz im Sport. Das zeigt sich auch in einer demokratischen Fankultur. Damit das so bleibt, wollen wir selbstorganisierte Fanprojekte stärken. Im Mittelpunkt von Weiterbildungs- und Beratungsangebote stehen dabei Dialog, Beratung und Vernetzung.
Wir wollen einen dopingfreien Spitzensport ohne Korruption, Spielmanipulation und sexualisierte Gewalt. Eine Beschäftigung von in diesen Bereichen belasteten Trainer*innen und Funktionär*innen ist ausgeschlossen.
Von Zeile 252 bis 257:
Angesichts der vielen Menschen, die sich für den Sport engagieren, wollen wir einen „sauberen“, dopingfreien und fairen Spitzensport ohne Korruption, Spielmanipulation und sexualisierte Gewalt. Das kann nur durch die Vorbildwirkung des organisierten Sports und seiner Verbände erfolgen, die eine Beschäftigung von in diesen Bereichen belasteten Trainer*innen und Funktionär*innen unterbindet.Folgender Text soll den gesamten Antragstext ersetzen:
Neustart Kultur
Der Kulturbegriff von Bündnis 90/Die GRÜNEN gründet sich auf der Bewunderung für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und der Welt. Wir unterscheiden nicht zwischen Sub- und Hochkultur, sondern erkennen den großen Wert aller Kulturschaffenden für eine lebendige und friedvolle Gesellschaft. Wir setzen uns intensiv für ihre soziale Sicherheit und künstlerische Freiheit ein. Kultur ist weder Dekoration, noch folgt sie ökonomischen Überlegungen. Kulturschaffende gehören ins Zentrum der Gesellschaft.
Die Pandemie hat die Fehler und strukturellen Schwächen der Kulturszene und Kulturpolitik offenbart. Leider hat sich in dieser Zeit die Zwei-Klassengesellschaft in der Kunst- und Kulturszene weiter verstärkt: verhältnismäßig gut kamen die institutionell geförderten Kultureinrichtungen durch die Pandemie, verheerend traf es die gesamte Freie Szene aus Soloselbstständigen, Vereinen und freien Künstlerkollektiven. Zukünftig bedarf es einer verlässlichen und nachhaltigen, dezentralen und geschlechtergerechten Landesfinanzierung für die gesamte Bandbreite der Thüringer Kulturlandschaft.
Breitenkultur, Soziokultur und Freie Szene sowie die privaten Theater und Galerien müssen nachhaltig gestärkt werden. Wir BÜNDNISGRÜNEN setzen uns dafür ein, dass Förderausschreibungen des Landes zukünftig barrierefrei zugänglich und einfacher zu beantragen sind und die Nachhaltigkeit von Projekten stärker berücksichtigt wird. Entscheidungsstrukturen – sei es in der Landesverwaltung, in Stiftungen oder Jurys –wollen wir künftig politik- und kulturverwaltungsferner gestalten und somit die Qualität des kulturellen Projektes stärker zum Maßstab der Entscheidung machen. Eine gendergerechte, diverse und internationale Besetzung aus Fachleuten für landesweite Projekte und Finanzverteilung soll dabei einerseits Standard werden, wie andererseits eine Delegierung von Entscheidungen zu regionalbezogenen Gelder an Akteur*innen vor Ort. Die Geschäftsstellen der zuständigen Landesarbeitsgemeinschaften sollen noch stärker befähigt werden, Kulturvereine und kleinere Initiativen bei der Beantragung von Fördermitteln zu beraten und zu unterstützen. Das Programm für kulturelle Leitungskräfte wollen wir aufstocken und den Förderzeitraum auf bis zu drei Jahre verlängern.
Der Kulturaustausch zwischen Stadt und Land muss ebenso gefördert werden wie der internationale Austausch zwischen Akteuren. Der Anschluss an internationale Diskurse sowie Impulse internationaler Künstler*innen muss in Thüringen weiter vorangetrieben und finanziell unterstützt werden. Kulturförderung des Landes und Bundes hat dafür Sorge zu tragen, dass in allen Regionen Thüringens der Zugang zu Kulturangeboten sowie künstlerischer Betätigung möglich ist und ausgebaut wird.
Gerade aus der aktuellen Pandemiesituation heraus sehen wir einen großen Bedarf für künstlerische Angebote in Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen, weshalb wir mit dem Landesprogramm Chancengeber*innen Künstler*innen konkret mit diesen zusammenbringen wollen und so auch freiberuflichen Künstler*innen, die besonders unter dem monatelangen Auftrittsverbot leiden, neue Verdienstmöglichkeiten bieten.
Musik- und Jugendkunstschulen in Thüringen sind außerschulische Einrichtungen der kulturellen Bildung, die sich mit ihren Angeboten und einem spartenübergreifenden Konzept sowohl an Kinder und Jugendliche richten, als auch lebenslanges Lernen ermöglichen. Mit ihrem ganzheitlichen Bildungsverständnis ermöglichen sie Menschen unterschiedlicher familiärer, kultureller und sozialer Hintergründe die aktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunstformen. Sie schaffen Raum, um nachhaltiges Interesse an Musik und Kunst zu entwickeln und das eigene musische und künstlerische Potential zu entdecken und zu entfalten. Für eine sichere Finanzierung der Angebote soll die derzeit im Haushalt angeführte Förderung verstetigt werden. Die Verabschiedung eines Musik- und Jugendkunstschulgesetzes ist unser Ziel.
Wir BÜNDNISGRÜNE machen uns dafür stark, dass Kinder und Jugendliche Thüringer Museen kostenfrei besuchen können und Museumskonzepte stärker als bisher auch junge Besucher*innen in den Blick nehmen. Lokal erfolgreiche Ausstellungskonzepte, die neben der Tradition vor allem auch die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft abbilden, wollen wir von Landesseite weiter fördern. Das Volontariatsprogramm der Museen hat sich bewährt und muss fortgesetzt werden.
Die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus sowie die daraus resultierenden Konsequenzen gehören zur gesellschaftlichen Kernaufgabe der deutschen Kulturpolitik. Wir wollen darüber hinaus aber auch den Blick für die Kolonialgeschichte schärfen. Hierzu zählt auch die Förderung von künstlerischen Projekten zur Zeitgeschichte. Thüringen hat u.a. mit der NS-Rasseforschung an der Universität Jena ein schweres historisches Erbe, das wir wissenschaftlich und künstlerisch aufarbeiten wollen. Straßennamen und öffentliche Orte, deren Namen den deutschen Kolonialismus verharmlosen oder beschönigen, wollen wir umbenennen. Hierfür soll die Landesregierung über einen Fonds die Kommunen unterstützen.
Wir wollen die einzigartige Thüringer Residenzkultur auf dem Weg zum UNESCO Welterbe stärken und fordern dafür eine sinnvolle und nachhaltige Neuordnung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Stiftung sollte dafür um bedeutende Liegenschaften wie Altenburg, Bad Liebenstein und Meiningen erweitert werden. Wir wollen die Stiftung in die Lage versetzen, Museumsbetriebe zu übernehmen. Gleichzeitig sollten Kooperationen mit den kulturellen Leuchttürmen der Museumslandschaft gefördert werden, die dazu beitragen, ein kulturelles Netzwerk wie die „Schatzkammer Thüringen“ zu einer deutlich sichtbaren touristischen Marke weiterzuentwickeln. Kleinere und mittelgroße Museen dürfen durch die Förderung großer Einrichtungen jedoch keine Nachteile erfahren. Der Prozess der Neuordnung der Stiftung soll transparent ablaufen und durch den intensiven Austausch mit den betroffenen Kommunen und Museumseinrichtungen auf breiter Basis zu einem einvernehmlichen Ergebnis geführt werden.
Den Bibliotheken in den Kommunen wollen wir über ein Zwei-Säulen-Finanzierungsmodell mit festen Zuschüssen einerseits und der Förderung innovativer Ansätze andererseits mehr Spielraum bei der Förderung der Thüringer Bibliothekslandschaft geben. Zudem sollen die Anschaffung von und der Zugang zu digitalen Angeboten wie zum Beispiel über die Thüringer Onlinebibliothek ThüBIBnet weiter verbessert werden.
Thüringen braucht im künstlerisch-kreativen Hochschulbereich eine Bildungsstätte für die darstellenden Künste. Wir BÜNDNISGRÜNEN fordern daher die Gründung einer International School of Performing Arts (ISoPA) an. Diese soll durch ihre soziale und kreative Struktur attraktiv für Talente aus der ganzen Welt sein und sich flexibel und offen gegenüber den Erfordernissen der globalisierten Welt, ihren künstlerischen Entwicklungen und sozialen Verhältnissen zeigen.
Wir fordern eine erweiterte Theaterperspektive 2030 mit einer langfristigen Absicherung der gewachsenen Theater- und Orchesterlandschaft Thüringens. Damit wollen wir die Verträge mit den Kommunen verstetigen und Haustarife nach und nach überflüssig machen, denn kreative Köpfe müssen in Thüringen gehalten werden. Darüber hinaus knüpfen wir die Finanzierung an Konzepte zur CO2-Minderung, an Sozial- und Familienverträglichkeit von Beschäftigungsverhältnissen, an Gendergerechtigkeit und Diversität. Wir wollen Leitungsstrukturen demokratisieren und Findungsprozesse für Leitungspositionen transparent gestalten. Patriarchalisches Erbhofverhalten und intransparente Verträge sind anachronistisch und erzeugen langweilige Pseudokreativität.
Für vom Land geförderte Projekte und Institutionen müssen bei Ausstellungsprojekten Mindesthonorare verbindlich gelten. Projektförderungen, Stipendien und Residenzen müssen für Bildende Künstler*innen und Literat*innen um Fördermodelle ergänzt werden, die mehr Künstler*innen eine langfristige Existenz ohne akute materielle Not ermöglichen. Künstler*innen beleben durch kreative Angebote alte Industriebrachen mit neuen Clubs, Galerien oder preiswerten Atelierhäusern. Verlassene Räume werden so zu soziokulturellen Freiräumen, zu Keimzellen neuer Kultur, auch in Erinnerung und Sichtbarmachung ihrer widersprüchlichen Geschichte. Solche Ideen soll das Land mit gezielten Förderprogrammen unterstützen und ausweiten. Wir fordern als Modellprojekt für den „Neustart Kultur“ ein Grundeinkommen für alle freischaffenden Künstler.*innen und eine strukturelle Unterstützung der Kollektive egal welcher Rechtsform.
Für unabhängige Medien und den Erhalt der Meinungsvielfalt
Demokratie ohne Pressefreiheit und unabhängige Medien ist undenkbar. Den Konzentrationsprozess auf dem Thüringer Zeitungsmarkt sehen wir darum mit Sorge. Die offene Gesellschaft braucht gerade im Lokalen und Regionalen eine informierte Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund stehen wir klar zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auch zum Rundfunkbeitrag. Seriöse Informationen und kulturell anspruchsvolle Inhalte werden in einer zunehmend fragmentierten Medienwelt mehr denn je gebraucht. Wir sehen aber auch die Verantwortung, die damit für die Programm-Macher*innen verbunden ist. Wir unterstützen darum den öffentlich-rechtlichen Rundfunk darin, noch klarer als bisher Prioritäten zu setzen: gegen Quotendenken, für Qualität, Kreativität und Zuverlässigkeit.
Ein wichtiger Baustein im Thüringer Lokaljournalismus sind die privaten lokalen Fernsehsender. Vor allem in ländlichen Räumen sind sie oftmals die einzigen Medienvertreter, die über lokalpolitische, soziale oder kulturelle Themen berichten. Hier gilt es, die seit 2021 bestehende Unterstützung der Programmerweiterung im Rahmen des Aktionsplanes Lokal-TV über die Thüringer Landesmedienanstalt zu stabilisieren und auszubauen. Und nicht zuletzt ist die Pressefreiheit auch in Thüringen durch populistische Stimmungsmache unter Druck. Wir sind solidarisch mit allen kritischen Journalist*innen, die mit Hassbotschaften, Ressentiments und Verschwörungstheorien konfrontiert sind.
Für uns BÜNDNISGRÜNE nehmen Bürger*innenmedien in Thüringen – ob Campusradio, offener Kanal oder Freifunkinitiative - eine herausragende Stellung ein. Hier können sich Menschen jeden Alters journalistisch einbringen, sich selbst als Urheber*in von kulturellen Werken erfahren und ihre eigenen Themen unkompliziert in die Öffentlichkeit bringen. Im Bereich der Medienbildung sind Bürger*innenmedien ein Hotspot für vielfältige Beteiligungsformate mit einer breiten Öffentlichkeit, die dadurch eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz generieren. Was das Bürger*innentheater für den darstellenden Bereich ist, sind Bürger*innenmedien für den gesamten Medien-Bildungsbereich - eine im weitesten Sinne soziokulturelle Schnittstelle, deren Erhalt und Ausbau durch die Politik weiterhin verstetigt werden muss. Aufgrund ihrer Struktur - nicht kommerziell ausgerichtet, meist von Vereinen getragen und oft mit rein lokalen Verbreitungsgebieten - sind Bürger*innenmedien mit besonderen finanziellen Herausforderungen, gerade mit Blick auf die Digitalisierung in den kommenden Jahren, konfrontiert. Wir BÜNDNISGRÜNEN machen uns dafür stark, dass dieser Übergang durch professionelle Begleitung und finanzielle Unterstützung gelingt. Bürger*innenmedien als aktive soziokulturelle Beteiligungsorte sollen sowohl im städtischen als auch ländlichen Thüringer Kontext weiterhin entstehen können und gezielte finanzielle Unterstützung des Landes erfahren.
Für ein sport– und bewegungsfreundliches Thüringen
Alle Menschen sollen nach ihren Wünschen sportlich aktiv sein können, egal ob im Verein oder Fitnessstudio, in den Bergen, im Schwimmbad oder im Park. Die 3.500 Thüringer Sportvereine mit über 367.000 Mitglieder*innen bieten vieles, was Körper, Geist und Seele gut tut. Die Sportstätten sind das Rückgrat des Sports. Kommunen und Vereine werden wir dabei unterstützen, Gelegenheiten für den Sport wohnortnah weiter zu fördern, damit die Menschen Fitness und Bewegung in ihren Alltag integrieren können.
Sanierungen sowie Um- und Neubauten von Sportstätten sind Investitionen in die Zukunft. Ökologische, landschaftsangepasste, naturverträgliche Lösungen müssen dabei zum Tragen kommen. Mit dem novellierten Thüringer Sportfördergesetz haben wir Weichen gestellt. Wir setzen auf ein höheres Tempo bei der energetischen Sanierung bestehender Anlagen und unterstützen die Strom- und Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien. Bei Sport(groß)veranstaltungen setzen wir auf die Vorbildwirkung des Sports und unterstützen Umweltkonzepte für eine klimaneutrale Versorgung, eine nachhaltige Mobilität und wirksame Konzepte zur Müllvermeidung. Die Planung solcher Veranstaltung kann nur mit Beteiligung der Menschen vor Ort geschehen.
Die globale Erwärmung macht vor den Mittelgebirgslagen in Thüringen keinen Halt. Daher ist auch der Sportstandort Oberhof nur mit einem Ganzjahreskonzept zukunftsfähig. Investitionen, die der alleinigen Ausrichtung auf Wintersport dienen, sind weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig und daher mit uns BÜNDNISGRÜNEN nicht zu machen.
Besonders beim Behindertensport und der Integration von Geflüchteten kommt dem Sport eine herausragende Bedeutung zu. Für eine auskömmliche sowie bedarfsgerechte Finanzierung erhalten die Anbieter*innen unsere Unterstützung.
Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Diskriminierung und Gewalt finden keinen Platz im Sport. Das zeigt sich auch in einer demokratischen Fankultur. Damit das so bleibt, wollen wir selbstorganisierte Fanprojekte stärken. Im Mittelpunkt von Weiterbildungs- und Beratungsangebote stehen dabei Dialog, Beratung und Vernetzung.
Wir wollen einen dopingfreien Spitzensport ohne Korruption, Spielmanipulation und sexualisierte Gewalt. Eine Beschäftigung von in diesen Bereichen belasteten Trainer*innen und Funktionär*innen ist ausgeschlossen.
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