Antrag: | Wir eröffnen Chancen und sichern den Zusammenhalt (Gute Bildung, gute Chancen, ein Leben lang: Kindergärten, Schulen und Ausbildung) |
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Antragsteller*in: | Andreas Hornung |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 04.01.2021, 22:52 |
Ä10 zu A12: Wir eröffnen Chancen und sichern den Zusammenhalt (Gute Bildung, gute Chancen, ein Leben lang: Kindergärten, Schulen und Ausbildung)
Text
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Bildung ist das Tor zur Welt. Mit ihr errichten wir das Fundament für ein erfülltes Leben, entfalten unsere Talente, verwirklichen unsere Wünsche und Träume. Wir müssen dieses Tor nur weit aufstoßen. Dann werden Kinder zu humanistisch gebildeten Weltbürger*innen und lernen heute die Grundlagen für die Berufe von morgen. Der Thüringer Bildungsplan gibt für alle Altersgruppen einen sehr guten Qualitätsrahmen vor. Das Mädchen aus der kleinen Stadt im Eichsfeld, das wegen einer Krankheit auf den Rollstuhl angewiesen ist, lernt selbstverständlich mit seinen Freunden, die vielleicht aus Kamenica oder Al-Hasaka zu uns gekommen sind, wird möglicherweise sogar einmal mit ihnen zusammen ein erfolgreiches Unternehmen gründen. Der Junge mit der Leseschwäche bleibt nicht mehr sitzen, sondern wird durch individuelle Förderung zu einem bekannten Dramaturgen. Die Kassiererin im Supermarkt nutzt die Möglichkeiten von Bildungsfreistellung und berufsbegleitendem Studium und wird Einkaufsleiterin. So sieht wirkliche Chancengerechtigkeit aus: Es zählt nicht, wo man herkommt oder mit welchem Namen, mit welchem Geschlecht man geboren wurde. Es zählt einfach nur, was man kann und wo man hin will.
Im Sinne von mehr Bildungsgerechtigkeit setzen wir BÜNDNISGRÜNE uns eine weitreichende
Thüringen verfügt über ein leistungsfähiges und starkes Bildungssystem. Für Kinder im Kita- und Grundschulalter steht ein breites Ganztagsangebot bereit. Durch gute Betreuungsbedingungen erhalten sie frühzeitig individuelle Förderung. Fast alle Jugendlichen finden in Thüringen einen Ausbildungsplatz. Dafür haben wir BÜNDNISGRÜNE in der Landesregierung in den letzten Jahren einiges auf den Weg gebracht: mehr Personal in den Kitas für die Kleinsten und den Einstieg in die Beitragsfreiheit für die finanzielle Entlastung der Eltern. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren so viele Lehrer*innen eingestellt, wie das in keiner Legislaturperiode zuvor der Fall war. Und wir haben die Bezahlung der Lehrer*innen in den staatlichen Schulen insgesamt verbessert. Mit einer verbesserten Finanzierung freier Schulen bleibt die vielfältige Bildungslandschaft in Thüringen langfristig erhalten. Alle Arbeitnehmer*innen erhalten durch Bildungsfreistellung einen besseren Zugang zu Weiterbildungsangeboten. Diese wollen wir besser bekannt machen. Die Förderung der Erwachsenenbildung konnten wir in den letzten Jahren um mehr als 30 Prozent steigern.
Reform des Bildungswesens zum Ziel. Dabei favorisieren wir eine schrittweise Umsetzung in den
Auch wenn wir in der Regierungsverantwortung viel erreichen konnten, stehen große bildungspolitische Herausforderungen vor uns. Es kommt auf uns an, die Qualität der Bildungsarbeit in den Schulen zu verbessern. Es kommt auf uns an, die schulische Selbständigkeit voranzubringen und Schulen gemeinsam mit den Kommunen zukunftsfähig aufzustellen. Es kommt auf uns an, Thüringen attraktiv für Lehrer*innen zu machen. Es kommt auf uns an, die digitale Schule Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Schule von gestern kann nicht auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten. Schule ist für uns ein Ort, in dem Demokratie Tag für Tag gelernt und gelebt wird. Angesichts der gesellschaftlichen Spaltung in unserem Land wollen wir die friedliche und demokratische Auseinandersetzung mit politischen Themen fördern und menschenrechtsorientierte historisch-politische Bildung deutlich stärken. Schulen sollen kindgerecht und inklusiv sein. Schulen in freier Trägerschaft brauchen auch zukünftig unsere Unterstützung, damit sie dauerhaft gute Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung haben. Wir BÜNDNISGRÜNE stehen für eine emanzipatorische und chancengerechte Bildungspolitik, in der längeres gemeinsames Lernen, Ganztagsschulen und Bildung für nachhaltige Entwicklung ihren festen Platz haben. Längeres gemeinsames Lernen nützt allen Heranwachsenden und begünstigt ein wohnortnahes Schulangebot besonders in strukturschwachen ländlichen Gegenden.
einzelnen Ebenen und Bereichen, um jedem Schritt die volle Aufmerksamkeit widmen zu können.
Vorfahrt für Qualität: Kita und frühkindliche Bildung
Unser Ziel ist eine individuelle, umfassende und vielseitige Bildung, welche es jedem Schüler
Frühe Förderung ist besonders wirksam. Damit jedes Kind ohne lange Wartezeit eine Kita besuchen kann, wird der Kita-Ausbau zusammen mit dem Bund, den Kommunen und den freien Trägern weiter vorangetrieben und die Qualität weiter verbessert. Für uns haben die Qualität und die Schaffung zusätzlicher Kita-Plätze Vorrang. Um jedes Kind individuell nach seinem Bedarf fördern zu können, brauchen Erzieher*innen Zeit. Wir wollen deshalb die Mindeststandards weiter verbessern. Wir streiten dafür, dass stufenweise bis zum Jahr 2025 maximal vier Kinder unter drei Jahren und maximal zehn Kinder über drei Jahren von einer pädagogischen Fachkraft betreut werden. Damit die unterschiedlichen Fähigkeiten unserer Kinder schon früh zum Tragen kommen, stärken wir multiprofessionelle Teams mit künstlerischen, handwerklichen, therapeutischen und sprachlichen Qualifikationen. Das schließt die Sprachförderung insbesondere für Kinder ein, bei denen Deutsch nicht die Muttersprache ist. Wir stärken die Fachberatung, wollen das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) auch zum Landesinstitut zur Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildungs- und Erziehungsarbeit ausbauen und die praxisintegrierte Ausbildung von Erzieher*innen landesweit ermöglichen. Die gute Arbeit, die das Personal in den Kitas leistet, soll auch gut bezahlt werden. Wir werden seine Bezahlung unter Beachtung der Tarifautonomie weiter verbessern.
ermöglicht an seinen Stärken und Schwächen zu arbeiten, aber keinem Schüler das Gefühl von
Manchmal erfordern der Beruf oder die eigene Lebenssituation zusätzliche Flexibilität bei der Kinderbetreuung. Dann ist die Kindertagespflege durch Tagesmütter und Tagesväter die familiennahe, individuelle Antwort. Wir wollen ihre Rahmenbedingungen und Bezahlung verbessern und Verbünde für bis zu zehn Kinder ermöglichen.
Minderwertigkeit vermittelt. Ein Bildungswesen nach unseren Vorstellungen erbaut in jedem Kind ein
Bildung sollte grundsätzlich beitragsfrei sein. Hier haben wir in Thüringen bereits viel geschafft. Ebenso haben wir die Qualität der frühkindlichen Bildung deutlich verbessert. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen.
Gebäude elementaren Grundwissens und verbindlich festgelegter Grundfertigkeiten, es erweckt
Wir streben im Dialog mit den Kommunen, freien Trägern und Elternvertretungen eine sozialverträgliche, landesweit einheitliche Erhebung der Elternbeiträge an. Kinder sind uns überall im Freistaat gleich viel wert.
Interessen, und ermöglicht jedem Schüler sich weit über Grundwissen und Grundfertigkeiten hinaus
Wir werden zudem die Landeselternvertretung besser ausstatten, damit die Interessen der Eltern noch besser Gehör finden. Auch Eltern-Kind-Zentren helfen Familien mit Beratungsangeboten oder einfach nur als Treffpunkt. Wir wollen sie gesetzlich verankern und flächendeckend ausbauen.
individuell zu bilden, es ermöglicht durch vielfältige praktische Angebote und aktive Schnittstellen in
Schule:
alle Bereiche der Arbeitswelt eine umfassende berufliche Orientierung.
Gute Schule nimmt die individuellen Bedürfnisse der Kinder ernst. Sie ermuntert, spornt an, schafft Möglichkeiten. Gute Schule ist eine Daueraufgabe. Unser Ziel ist es, die Qualität der Bildungsarbeit in leistungsfähigen, demokratischen und chancengerechten Schulen durch Schulentwicklung weiter zu steigern. Diesen Anspruch wollen wir durch externe Evaluierungen und durch einen schulischen Qualitätsrahmen, der Schulen in ihrer Entwicklung mehr Orientierung gibt, stärken. Schulen brauchen eigene Handlungsspielräume. Um Schulen den notwendigen Gestaltungsspielraum für gelingende Schul- und Unterrichtsentwicklung zu gewähren, wollen wir die Schulaufsicht in ihrer Beratungs- und Koordinationsfunktion stärken. Hierfür bedarf es einer angemessenen Ausstattung mit pädagogischem Personal. Außerdem sind den Schulen mehr eigene Budgets, mehr Mitsprache bei der Personalauswahl und mehr eigene Akzente bei der Fortbildungsauswahl zu garantieren. Im Zuge dessen werden wir Bürokratie abbauen, damit mehr Zeit für individuelle Förderung und erfolgreiches Lernen und Lehren bleibt.
Entsprechend unseres Anspruchs das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft zu fördern,
Außerdem bedarf es einer Stärkung der kommunalen Schulträger und deren Kompetenzen. Wir wollen, dass die Thüringer Kommunen gemeinsam mit dem Freistaat eine Verantwortungsgemeinschaft bei der Thüringer Bildungspolitik entwickeln. Die Landkreise und kreisfreien Städte sind bei der Auswahl der Schulleitungen stärker zu beteiligen und sie sollen bei der Ganztagsschulentwicklung mitreden können. Parallel dazu sollen Schulen sich gegenüber den Städten öffnen. Dazu gehört die Öffnung der Schulhöfe am Nachmittag, an den Wochenenden und in den Ferien.
möchten wir jedem einzelnen jungen Menschen die Chance bieten sich zu einem individuellen Glied
Für die Zukunft lernt man am besten in Schulen, die selbst Orte der Zukunft sind, an denen demokratische Mitbestimmung selbstverständlich dazu gehört. Wir werden die Beteiligung der Schüler*innen und die Übernahme von Verantwortung durch den Ausbau von Mitbestimmungs- und Entscheidungsrechten von Schüler*innen an den Schulen weiter stärken. Wir unterstützen die Lehrer*innen dabei, Schüler*innen im Geiste des Grundgesetzes zu erziehen. Die Achtung der Menschenwürde, die Verantwortung für das Gemeinwesen, Solidarität, Toleranz und Gleichberechtigung sollen alle Bereiche schulischer Bildung wesentlich prägen. Hass und Gewalt haben an unseren Schulen nichts verloren. Wir werden die bestehenden Programme zu gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien und die Schulsozialarbeit ausbauen.
unserer Gesellschaft heranzubilden, dass seinem Gegenüber mit Achtung und Respekt begegnet –
Eine offene, pluralistische und demokratische Gesellschaft ist eine Errungenschaft, die immer wieder erlernt, erstritten und verteidigt werden muss. Dieser Aufgabe stellen wir uns als BÜNDNISGRÜNE. Angesichts des zunehmenden Rassismus, Rechtspopulismus und antidemokratischer Tendenzen wollen wir die fachübergreifende menschenrechtsorientierte historisch-politische Bildungsarbeit in den Schulen stärken. Doch dies reicht nicht aus. Der merklich abnehmende gesellschaftliche Zusammenhalt sowie die Zunahme von Rechtspopulismus und -extremismus erfordern eine weitergehende politische Bildung, insbesondere durch die Vermittlung von gesellschaftspolitischem Grundlagenwissen. Denn nur wenn die gelebte Demokratie in der Schule auf der Basis von soliden Grundkenntnissen erfolgt, ist Demokratiebildung erfolgreich. Aufgrund des aktuell sehr geringen Anteils des Fachs Sozialkunde an der Stundentafel, des späten Einsetzens dieses Fachunterrichts und des sehr häufigen Unterrichtens durch fachfremde Lehrer*innen sollte die politische Bildung an den Thüringer Schulen verbessert werden. Wir setzen uns daher für die nachhaltige Vermittlung von Kenntnissen über die Grundprinzipien einer freiheitlich-demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung durch entsprechend ausgebildete Lehrer*innen ein und wollen den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern einen hohen Stellenwert einräumen.
unabhängig davon ob das Gegenüber erwachsen oder gleichaltrig, ihm persönlich bekannt oder fremd
Zudem setzen wir uns für eine Evaluierung der Stundentafeln und eine Überprüfung von Lehr- und Lernmaterialien auf diskriminierende und rassistische Inhalte ein. Um das Diskriminierungsverbot und Gleichstellungsgebot mit Leben zu erfüllen, werden wir uns dafür stark machen, die Unterstützungsstrukturen in der schulischen Antidiskriminierungsarbeit auszubauen.
ist. Nach unserem Verständnis von Freiheit möchten wir aus den Erfahrungen der zurückliegenden
Demokratie lebt von Beteiligung! Wir BÜNDNISGRÜNE setzen darauf, die Mitwirkungsgremien in den Schulen zu stärken, die Mitbestimmung der Schüler*innen zu erhöhen und demokratisches Handeln zu fördern. Durch Beteiligung, Mitwirkung und Verantwortungsübernahme wollen wir die Lernprozesse der Schüler*innen voranbringen.
Jahrzehnte stärker berücksichtigt sehen, dass die persönliche Freiheit und die Entfaltung der
Wir BÜNDNISGRÜNE finden, dass grundsätzlich an jeder Thüringer Schule Schulsozialarbeitgewährleistet werden soll. Dies kann nur schrittweise umgesetzt werden. Bis 2025 wollen wir mindestens eine Verdoppelung der gegenwärtigen Stellen erreichen, sodass an jeder Schule Schulsozialarbeit angeboten werden kann. Ebenso wichtig ist uns eine sehr gute Kooperation zwischen Schule und einer gestärkten Schulpsychologie und Schulsozialarbeit. Wir wollen gute fachliche Austauschmöglichkeiten und eine Vernetzung von Schulen mit dem Gemeinwesen.
Persönlichkeit des Einzelnen, Grenzen hat die nicht allein in der Freiheit des Gegenübers bestehen,
Wir wollen Schüler*innen schon frühzeitig ermuntern, sich mit den Zukunftsfragen der Menschheit auseinanderzusetzen, und werden Themen wie den Schutz der natürlichen Umwelt und der Biodiversität, die Bewahrung des Klimas, Friedensbildung, sozialen Zusammenhalt und globales Lernen fächerübergreifend in den Lehrplänen verankern. Wir wollen eine verbindliche schulische und außerschulische Landesstrategie „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) entwickeln und umsetzen, das Lernen außerhalb des Schulgebäudes stärken sowie ein Förderprogramm für BNE-Kooperationen mit außerschulischen Bildungsorten auflegen.
sondern auch im toleranten und friedvollen Zusammenleben innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft,
Unsere Gesellschaft ist in den letzten 30 Jahren religiös-weltanschaulich pluraler geworden. Wir wollen der erkennbaren Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt begegnen. Das in Thüringen bereits praktizierte Modellprojekt des integrativen Religionsunterrichts unterstützen wir daher. Denn Segregation darf nicht durch Konfessionen oder Religionszugehörigkeiten verstärkt werden. Da ein Großteil der Schüler*innen jedoch nicht konfessionell gebunden ist oder einen anderen Glaubenshintergrund hat, wollen wir mehr Raum schaffen, in dem alle Schüler*innen gemeinsam die Welt und die menschliche Existenz ergründen, deuten und verstehen lernen und sich über kulturelle, weltanschauliche und religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede austauschen können, um einen immer nötiger werdenden Respekt vor Andersgläubigen und Andersdenkenden zu erreichen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass zu diesem Zweck schulartspezifisch verbindlich für die Schüler*innen der Religionsunterrichte und des Ethikunterrichts regelmäßig ein festes gemeinsames Zeitfenster für „Philosophie und Religionen“ eingeführt wird. Dabei soll sich die Anzahl der Schulstunden pro Schuljahr bei Einführung dieses Zeitfensters nicht erhöhen. Über die konkrete Ausgestaltung wollen wir mit Pädagog*innen, Schulträgern, Kirchenvertreter*innen und Erziehungswissenschaftler*innen ins Gespräch kommen. Der in Artikel 7 Abs. 3 Grundgesetz garantierte bekenntnisgebundene Unterricht wird weiter angeboten.
in unserer schutzbedürftigen Welt. Dies erfordert die rechtzeitige, verbindliche Vermittlung unserer
Jedes Jahr verlassen in Thüringen immer noch etwa acht Prozent der Schüler*innen die allgemeinbildende Schule ohne Abschluss. Damit kann sich niemand zufriedengeben. Jeder junge Mensch hat den für sich bestmöglichen Schulabschluss und eine angenehme und lernfreundliche Schulumgebung verdient. Besonders für Schüler*innen, die der Schule oft unerlaubt fernbleiben, sollen verstärkt Angebote der Schulsozialarbeit und der Jugendhilfe entwickelt werden. Ihre enge Kooperation muss Normalität werden, die für die nötige Vernetzungsarbeit – auch mit weiteren Professionen – benötige Arbeitszeit muss eingeplant werden.
kulturell begründeten Werteordnung, zu der auch die Rücksichtnahme auf die Belange des Gegenübers,
Alle, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, erhalten schulische Förderung. Dafür werden wir die Kapazitäten für Deutsch als Zweitsprache deutlich ausbauen, aber vor allem verstetigen, um die Sprachförderung zielgerichtet und für die Lehrkräfte motivierend weiterentwickeln zu können. Mitgebrachte Sprachkompetenzen der Schüler*innen mit Migrationshintergrund müssen als zweite Fremdsprache anerkannt und als Qualifizierungsbaustein für universitäre Bildung angerechnet werden können. Die Programme „Start Deutsch“ und „Start Bildung“ wollen wir in die Berufsschulen integrieren.
der Allgemeinheit, sowie der Schutz von Natur, Umwelt und Klima gehören.
Der Zugang zu Bildung soll für alle jungen Menschen ohne besondere Voraussetzungen möglich sein. Wir wollen daher die Schulpflicht erweitern, bis ein erster Schulabschluss erreicht oder das 18. Lebensjahr vollendet ist. Das unfreiwillige Wiederholen einer Jahrgangsstufe, besser bekannt als Sitzenbleiben, ist, wie die Schulforschung seit Jahrzehnten zeigt, pädagogisch unwirksam. Es zeigen sich vielmehr ungünstige Wirkungen auf die Lernentwicklung. Wir wollen es daher abschaffen.
Den Kindertagesstätten kommt auf diesem Gebiet eine besondere Bedeutung zu. Sie legen den
Für uns gilt: Der gemeinsame Schulbesuch von Kindern mit und ohne Behinderung muss von Anfang an möglich sein. Daher werden wir den Rechtsanspruch auf individuelle Förderung und das Recht auf gemeinsames Lernen weiter umsetzen und die Voraussetzungen für einen inklusiven Unterricht weiter verbessern. Für uns BÜNDNISGRÜNE ist entscheidend, dass das Elternwahlrecht gilt. Eltern können und sollen entscheiden, ob ihr Kind bei festgestelltem Förderbedarf eine wohnortnahe allgemeinbildende Schule oder eine Förderschule besuchen soll. Wir wollen an allen Schulen mehr sonderpädagogische Förderung ermöglichen. Daher sollen die Ausbildung der Lehrer*innen an Inklusion ausgerichtet, gleichberechtigte multiprofessionelle Teams an Schulen eingerichtet und der Entwicklungsplan Inklusion umgesetzt werden. Keinesfalls darf Inklusion an der Kassenlage des Landes und dem damit verbundenen Personalmangel scheitern. Mit aufgeschlossenen Pädagog*innen und der Thematisierung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt können Schulen zu Orten des Empowerments und der Vielfalt werden. Um das zu erreichen, wollen wir die Rolle der „Vertrauenslehrer*innen“ weiterentwickeln – und zwar zu „Schulbeauftragten für Antidiskriminierung, Vielfalt und Empowerment“ (SAVE-Beauftragte). Diese Beauftragten sollen dann bei Diskriminierungserfahrungen unterstützen, Wissen an andere Pädagog*innen in der Schule weitergeben und geschlechter- und vielfaltssensible Bildung an der jeweiligen Schule vorantreiben. Damit wird der individuellen Situation in jeder Schule Rechnung getragen und kompetente Beratung für LSBTIQ*-Jugendliche in ganz Thüringen verankert. Denn Schulen dürfen keine Orte der Diskriminierung, der mangelnden Sensibilität für Vielfalt oder der Reproduktion sexistischer Geschlechterbilder sein. Um diesen wichtigen Aufgaben gerecht zu werden, braucht es genügend zeitliche Kapazitäten bei den Pädagog*innen selbst und kompetente Begleitung durch die Thüringer Antidiskriminierungsstelle.
Grundstein für die Bildung selbstbestimmter Persönlichkeiten, die Eltern, Lehrer, Mitschüler und
Die gute Nachricht: Die Schülerzahlen steigen. Und solange das so ist, werden wir BÜNDNISGRÜNE vehement gegen den Abbau von Lehrer*innenstellen eintreten. Jede frei werdende Stelle muss wieder besetzt werden. Da Krankheitsausfälle, Fortbildungen und Stellenvakanzen nicht ausbleiben, werden wir eine verbindliche 110-prozentige Personalausstattung schaffen. Das geht nur, wenn Thüringen attraktiver für Lehrer*innen wird. Deshalb werden wir die Eingangsbesoldung für alle Lehrer*innen mit Hochschulabschluss bis zum Jahr 2025 auf die Stufe A13 anheben und entsprechend für die angestellten Lehrer*innen angleichen. Außerdem stellen wir in Thüringen zügig auf die schulstufenbezogene Lehrer*innenbildung um, um zukünftig einen flexibleren Lehrer*inneneinsatz zu erzielen. Auch für alle anderen, die an der Schule tätig sind, wollen wir gute Arbeitsbedingungen und werden für sie ein Investitionsprogramm zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen auflegen. Ein Landesstipendium soll Anreize schaffen, ein Lehramtsstudium in einem Mangelfach aufzunehmen. Referendar*innen wollen wir Vorverträge auch ohne bereits vorliegendes Abschlusszeugnis ermöglichen. Einstellungsverfahren werden beschleunigt und vakante Stellen schneller ausgeschrieben. Die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung der Lehrer*innen werden wir ausbauen und Programme für Seiteneinsteiger*innen in den Lehrberuf weiter professionalisieren.
Mitmenschen unabhängig ihrer Herkunft achten, und deren Wünsche und Bedürfnisse respektieren.
Sowohl in der Großstadt als auch auf dem Land soll gelten: kurze Wege für kleine Füße. Die wohnortnahe Schule ist für uns selbstverständlich. Allerdings stehen steigende Schülerzahlen in den Städten sinkenden Schülerzahlen in den ländlichen Regionen gegenüber. Wir sind uns sicher: Gemeinsam sind auch kleine Schulen stark! Wir setzen uns für angemessene Vorgaben bei den Schulgrößen ein und wollen die Kooperation von Schulstandorten fördern. Ganztagsschulen und Gemeinschaftsschulen entsprechen der urgrünen Forderung „länger gemeinsam lernen“ und bereichern die Thüringer Schullandschaft. Wir wollen beide Angebote ausbauen. In Gemeinschaftsschulen lernen Kinder bis zur achten Klasse gemeinsam. Dieses Angebot soll flächendeckend zur Verfügung stehen. Auch Förderschulen sollen sich zu inklusiven Gemeinschaftsschulen weiterentwickeln können. Mit einem Ganztagsschulprogramm des Landes werden wir bis zum Jahr 2025 gemeinsam mit den Kommunen für die Primar- und Sekundarstufe insgesamt 100 neue teilgebundene und vollgebundene Ganztagsschulen mit modernen Raumkonzepten, vielfältigen Kompetenzen und neuen Arbeitszeitmodellen schaffen. Mit mehr Zeit für die individuelle Förderung, mit ihren pädagogischen Konzepten und den umfangreichen zusätzlichen Angeboten von Vereinen und außerschulischen Partnern helfen sie Kindern, sozialer, selbstbewusster und angeregter zu lernen. Gute Arbeitsbedingungen und die Kostenfreiheit in der Bildung sind uns wichtig, besonders im Ganztag. Erzieher*innen in unseren Schulhorten sollen mindestens 80-Prozent-Stellen erhalten.
Insbesondere der Achtung der Eltern sollte dabei wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Schulen in freier Trägerschaft sind aus der Vielfalt des Bildungsangebots nicht wegzudenken. Wir BÜNDNISGRÜNE haben in den letzten Jahren ihre Rahmenbedingungen und ihre Finanzierung deutlich verbessert. Die Lehrkräftegenehmigung wollen wir auch für Seiteneinsteiger*innen vereinfachen und bei den Schulbudgets werden wir sie den staatlichen Schulen gleichstellen. Staatliche Programme für Schülerstipendien müssen gleichermaßen auch von Freien Schulen genutzt werden können. Die Entwicklung der Finanzhilfen muss weiter verbessert und kontinuierlich an die Entwicklung der Schülerkosten im staatlichen Bereich angepasst werden. Fortbildungen des Landes sollen für Lehrer*innen an Freien Schulen gleichberechtigt geöffnet und bezahlt werden.
Unbedingt sind jegliche Ansätze zu vermeiden, welche die Gefahr in sich bergen, Eltern in den Augen
Wir BÜNDNISGRÜNE wollen schulisches Lernen zeitgemäß und zukunftstauglich gestalten. Uns geht es darum, die Chancen der Digitalisierung im Sinne guter Bildung zu nutzen. Gute Bildung für unsere Kinder und Jugendlichen benötigt dazu digitale Infrastruktur und Lernplattformen, ganz besonders aber eine grundsätzliche Neuorientierung pädagogischer Inhalte und Methoden am Leben und Arbeiten in der digitalen Welt. Überall da, wo es pädagogisch sinnvoll ist, soll der fächerübergreifende Einsatz digitaler Medien und digitaler Werkzeuge unterstützt werden. In einer Welt, die in allen Bereichen von digitaler Technik durchdrungen wird, sollten digitale Medien zum selbstverständlichen Werkzeug für alle Lernenden werden. Digitale Medien unterstützen nicht nur das fachliche Lernen. Sie fördern auch den Erwerb von Medien-, Methoden- und Sozialkompetenzen und informatischer Bildung. Unsere Kinder und Jugendlichen wollen wir in der Schule für ein selbstbestimmtes, kreatives, sicheres und erfolgreiches Leben in der digitalen Welt fit machen und zur kritischen Auseinandersetzung mit den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen sensibilisieren. Wir BÜNDNISGRÜNE packen die infrastrukturellen und personellen Rahmenbedingungen für digitale Bildung an. Dazu werden wir einen „digitalPakTH“ des Landes mit den Kommunen auf den Weg bringen und Bundesmittel durch eigene Investitionen ergänzen. Unser Ziel ist es, die digitale Bildungsinfrastruktur durch digitale Medien und Werkzeuge konsequent auszubauen. Zu einer lernförderlichen Infrastruktur gehört es unabdingbar, dass Kinder auf ein persönliches Gerät zugreifen können. Dies realisieren wir durch den BYOD-Ansatz (Bring Your Own Device), der regelt, dass und wie auch private mobile Endgeräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones in die Netzwerke von Schulen integriert werden können. Die kommunalen Medienzentren werden wir dabei zu leistungsfähigen IT-Dienstleistern für den Schulbereich umbauen. Den Breitbandausbau für alle Schulen werden wir konsequent fortsetzen und bis zum Jahr 2025 sollen alle Lehrer*innen über eigene mobile Arbeitsendgeräte verfügen. Die Lehrer*innenbildung wird in allen Phasen auf die digitalen Herausforderungen ausgerichtet, dazu gehört vor allem auch die Förderung regionaler und lokaler Vernetzung. Fortbildung wird zunehmend auf peer-Ebene organisiert, das heißt „Beratung von Betroffenen für Betroffene“. Wir führen endlich eine einheitliche Schulverwaltungssoftware ein.
ihrer Kinder als unter Umständen potentiell kindeswohlgefährdend darzustellen. Im Gegenzug ist
Wir wollen, dass sich unsere Schüler*innen gesund ernähren. Dazu gehört eine vielfältige, qualitativ hochwertige und regionale Mittagsversorgung möglichst aus Bio-Lebensmitteln in einer anregenden Umgebung. Um die Essens- und Getränkeversorgung an den Thüringer Schulen zu verbessern, werden wir gemeinsam mit den Schulträgern und Caterern eine umfassende Strategie mit einem dauerhaften Förderprogramm für gute Lebensmittelversorgungsstandards etablieren. Zudem werden wir den Schulgartenunterricht als Teil der Umwelt- und Ernährungsbildung, die auch über Landwirtschaft und Massentierhaltung informiert, gezielt fördern.
selbstverständlich jedem Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung im Elternhaus unbedingt
Ausbildung
nachzugehen.
Ob Hochschulabschluss oder Berufsausbildung, wir wollen, dass beides einen guten Start ins Berufsleben garantiert. Jede*r Jugendliche soll direkt nach der Schule eine anerkannte Berufsausbildung beginnen können. Wir werden im Dialog mit den Handwerkskammern und Berufsschulen einen Thüringenplan entwickeln, der die duale Ausbildung stärkt und die gesellschaftliche Anerkennung von Ausbildungsberufen weiter fördert. Dazu gehört auch, dass Thüringer Auszubildende einen Lohn erhalten, von dem es sich leben lässt. Azubis, aber auch Freiwilligendienstleistende, sollen die gleichen Vergünstigungen wie Studierende erhalten, zum Beispiel ein Azubi-Ticket für höchstens 30€ im Monat. Damit der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung und das Studium gut gelingt, werden wir eine frühzeitige, praxisnahe und regional vernetzte Berufsorientierung und Schullaufbahnberatung fördern. Die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen werden wir besonders fördern und dabei Branchen mit hoher Personalnachfrage, insbesondere im Sozial- und Gesundheitsbereich, besonders in den Blick nehmen. Forderungen nach Verpflichtungserklärungen und Ablösezahlungen nach Abbruch oder Abschluss einer Ausbildung gegenüber auszubildenden Betrieben zulasten von Auszubildenden oder anderen Betrieben lehnen wir ab. Betriebe müssen ihren Azubis nach der Ausbildung gute Arbeitsbedingungen anbieten, anstatt diese zur Weiterarbeit zu verpflichten.
Für die vorschulische Bildung sind Kompetenzen in allen Bildungsgebieten (muttersprachlich,
Auch Berufsschulen sollten möglichst wohnortnah sein. Den Standorten werden wir mit einem attraktiven Schulnetzplan mehr Sicherheit ermöglichen. Die Berufsschulnetzplanung soll auf transparenten und nachvollziehbaren Kriterien beruhen. Insbesondere Berufsschulstandorte im ländlichen Raum wollen wir erhalten. Und weil die Wege manchmal doch weiter sind, wollen wir das Azubi-Ticket attraktiver machen und in ganz Thüringen anbieten.
fremdsprachlich, mathematisch, körperlich-sportlich, feinmotorisch, handwerklich und musisch…) zu
Zur besseren Vereinbarkeit von beruflicher Ausbildung und anderen Verpflichtungen und Herausforderungen werden wir die Angebote der Teilzeitausbildung ausbauen und ein begleitendes Coaching in der Ausbildung anbieten.
definieren, von deren Erfüllung der Übertritt in die Schule abhängig ist. Allerdings sollten, im Sinne
Lebenslanges Lernen, Erwachsenenbildung
einer individuellen Bildung, bereits an dieser Schwelle, Schwächen in einem dieser Bereiche durch
Mit Berufsausbildung oder Hochschulabschluss endet das Lernen meist nicht, es begleitet uns durch das ganze Leben – Meisterausbildung, Zusatzqualifikation, eine neue Sprache oder gar noch mal ein Studium nach erfolgreicher beruflicher Karriere. Fort- und Weiterbildung ist die vierte Säule in der Bildung. Mit Bildungsfreistellungsgesetz und besserer finanzieller Ausstattung von Volkshochschulen und freien Trägern der Erwachsenenbildung haben wir in der Regierungsbeteiligung diese Säule gestärkt. Diesen Kurs hin zu einer vielfältigen, wohnortnahen Bildungslandschaft für Erwachsene mit breiten, kostengünstigen Angeboten werden wir beibehalten.
Stärken in anderen ausgleichbar sein. Ein klar definiertes Mindestmaß an Fähigkeiten und Fertigkeiten
Den Rechtsanspruch auf Bildungsfreistellung werden wir bekannter machen, den Kreis der Anspruchsberechtigten erweitern und die Anerkennung von Maßnahmen vereinfachen. Für Auszubildende wollen wir den Bildungsanspruch auf fünf Tage erhöhen. Für Menschen mit geringem Einkommen wollen wir einen Härtefallfonds zur finanziellen Unterstützung bei den Kursgebühren einführen. Ein ganz besonderes Anliegen ist uns dabei die Förderung der politischen Erwachsenenbildung. Wir setzen auf vielfältigere Bildungsangebote und Formate in den Bereichen nachhaltige Entwicklung, Umweltbildung und menschenrechtsorientierte, politische und kulturelle Bildung.
in allen diesen Bereichen ist nach unseren Vorstellungen allerdings unverzichtbar für den Schuleintritt,
Digitalisierung bietet auch in der Erwachsenenbildung große Chancen, konfrontiert die Träger aber auch mit neuen Anforderungen. Wir werden die Entwicklung digitaler Medien begleiten und die Träger bei Infrastruktur und Qualifizierung unterstützen.
genau wie ein altersgerechtes Verhalten innerhalb der Gemeinschaft. Im Sinne eines inklusiven
In Thüringen leben etwa 200.000 Menschen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können. Sie verbergen dies, obwohl sie oftmals berufstätig sind, und bezahlen dafür mit einer hohen persönlichen Belastung. Um ihnen zu helfen, wollen wir die Alphabetisierungsprogramme der Volkshochschulen aufstocken und Betriebe und Unternehmen für deren Unterstützung gewinnen.
Bildungswesens sind für Kinder mit attestierten gesundheitlichen, geistigen oder körperlichen
Einschränkungen selbstverständlich entsprechende Befreiungen vorzusehen. Selbstverständlich sollte
es aber stets der Wahl der Eltern überlassen bleiben ihr Kind inklusiv oder sonderpädagogisch bilden
zu lassen.
Als Regelschulform streben wir eine zwölfklassige Gesamtschule an, und setzen uns dementsprechend
für eine schnellstmögliche Verschmelzung der bisherigen weiterführenden Schulformen Regelschule
und Gymnasium ein. Dies schließt den Fortbestand eigenständiger Grundschulen und die Etablierung
achtklassiger weiterführender Gesamtschulen ein. Die Sortierung und Aufteilung der Kinder in
Leistungsstärkere und Leistungsschwächere halten wir nicht allein auf Grund des daraus folgenden
Traumas, für absolut nachteilig und außerdem ungerecht, weil sie hauptsächlich auf einer Beurteilung
der theoretischen Auffassungsgabe beruht, und andere Begabungen weitgehend unbeachtet lässt. Diese
"Sortierung" nach Klassenstufe 4 widerspricht dem Inklusionsgedanken, und dem achtungsvollen
Zusammenleben innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft. Für einen Teil der mit dem Stempel
„minderwertig“ versehenen Schüler ist diese Einteilung stigmatisierend – mit erheblichen Folgen für
deren weiteren Lebensweg. Mit der Fortführung dieser Praxis werden Existenzen vernichtet und
gesellschaftliches Potential verschwendet. Dem treten wir mit dieser Bildungsreform entschieden
entgegen.
Der Herausforderung einer größeren Leistungsbandbreite innerhalb der einzelnen Schule in Folge
dieser Maßnahme, und der stetig wachsenden Wissensfülle beabsichtigen wir mit einem neuen
Bildungskonzept gerecht zu werden, welches die Individualität des einzelnen Schülers wesentlich
besser berücksichtigt, als es im bisherigen Bildungssystem möglich ist.
Zentrale Maßnahme des neuartigen Konzepts ist die Vermittlung eines verbindlichen Basiswissens an
jeden Schüler, und eine Spezialisierung durch umfangreiche fakultative Wahlpflichtangebote. Mit der
Wahl dieser fakultativen Angebote treffen Schüler und Eltern in Absprache mit den Lehrern die
Entscheidung über den konkreten Bildungsweg. Ein von der Schulkonferenz verordnetes
„Sitzenbleiben“ ist in einem Bildungswesen nach unseren Vorstellungen nicht mehr notwendig. Der
Schüler wählt mittels seiner erbrachten Leistung seinen Schulabschluss. Orientierungsphasen und eine
flexible Handhabung des Kurssystems ermöglichen eine maximale Durchlässigkeit und die
erforderliche Berücksichtigung der individuellen Entwicklung jedes Schülers. In diesem reformierten
Bildungswesen haben moderne wie bewährte Bildungskonzepte nebeneinander ihren Platz, sofern sie
sich vor Ort bewähren – entscheidend ist der Bildungserfolg.
Der Bedeutung von Bildung im Sinne der staatlichen Daseinsvorsorge angemessen, ist eine
Überwachung der Bildungsqualität durch eine unabhängige Institution gesetzlich zu verankern.
Den im Laufe der letzten Jahrzehnte immer stärker zu Tage tretenden Bildungsdefiziten ist u. E.
unverzüglich durch ein Gegensteuern im gesamten Bildungswesen zu begegnen, um
Bildungsgerechtigkeit herzustellen und weitere Folgeschäden von unserer Gesellschaft abzuwenden.
Diesbezüglich zu nennen sind:
die praktische, praxisorientierte und praxisnahe,
die vielseitig handwerkliche und kulturell geprägte,
die umfassend körperlich-sportliche,
die musische und sonstige künstlerische
...
Bildung.
Zu diesem Zweck beabsichtigen wir eine Praxisoffensive zu starten. Zentraler Kernpunkt ist die
verpflichtende Etablierung praktischer Wahlpflichtangebote an allen Schulen, durch die Schaffung
neuer Stellen für Ergänzungslehrkräfte aus allen relevanten Bereichen der Praxis. Hierbei ist nicht
zuletzt ein besonderes Augenmerk auf Bildungsinhalte zu legen die auf Grund der Urbanisierung und
der gesellschaftlichen Entwicklung, im heutigen familiären Alltag zumindest teilweise nicht im
erforderlichen Maße vermittelt werden. Hierzu zählt für uns, neben der handwerklichen Bildung - die
u. a. ausdrücklich auch das Kochen beinhaltet - eine gesunde, nachhaltige Ernährung und eine Umwelt
sowie Ressourcen schonende Lebensweise.
Mit dem Gesamtkonzept tragen wir einesteils dem Mehrbedarf an praktischer Bildung, und
gleichzeitig dem Lehrermangel Rechnung. Dabei ist ausdrücklich an eine sehr enge Zusammenarbeit
zwischen pädagogischem Lehrpersonal und erfahrenen Praktikern gedacht. Eine Diversifizierung des
Lehrkörpers durch die Einbindung von Praktikern als Ergänzungslehrkräfte ist absolut beabsichtigt.
Um jedem Schüler zu ermöglichen Kind zu sein, ist selbstverständlich eine Reduzierung seitens des
Umfangs der bisherigen Pflichtfächer notwendig, was dem Ansatz der Grundwissensvermittlung und
einer individuellen Spezialisierung entspricht. Es versteht sich von selbst, dass zur Erlangung von
Realschulabschluss und Abitur die Belegung entsprechender Wahlpflichtangebote in den traditionellen
Bestandsfächern unerlässlich bleibt. Dies geschieht in Form eines Kurssystems. Dabei ist jedoch zu
berücksichtigen, dass viele bisher rein theoretisch vermittelte Inhalte in dem nach unseren
Vorstellungen reformierten Bildungswesen innerhalb der praktischen Bildungsangebote vermittelt und
gefestigt werden, woraus sich das Potential für Reduzierungen auf Seiten der theoretischen
Wissensvermittlung ergibt. Selbstverständlich ist im Zuge der Reformierung, und angesichts der
steigenden Wissensfülle, im Bereich der bisherigen Pflichtfächer eine Entscheidung über Pflicht- und
Wahlinhalte unerlässlich.
Die Digitalisierung des Bildungswesens ist eine große Herausforderung. Für die meisten Schüler stellt
sie aber die kleinere Hürde dar, da sie in einem zunehmend digitalisierten Umfeld aufwachsen.
Aufgabe des Bildungswesens ist es, diesen Prozess professionell zu begleiten, und wie in all den
anderen Bildungsfeldern auch, vor allem Stärken zu stärken und Schwächen abzumildern. Sehr
wichtig in diesem Zusammenhang erscheint uns, Defizite nicht aus den Augen zu verlieren, welche
durch die zunehmende Digitalisierung des Alltags der Kinder und ihrem Umgang mit den modernen
Medien und der jederzeit präsenten Kommunikationselektronik entstehen, wie es u. a. der anerkannte
Bildungswissenschaftler Dr. Klaus Hurrelmann thematisiert.
Auch im Hinblick auf einen schonenden Umgang mit allen Ressourcen, sehen wir in einer
effizienteren Nutzung der Schulräume noch erhebliches Potential. Dieses Potential möchten wir durch
eine gesetzlich verankerte Öffnung von Schulräumen für außerunterrichtliche Inhalte mit dem Ziel der
Etablierung eines umfangreichen Ganztagsangebots heben. Hierfür möchten wir die Etablierung von
Maßnahmen aus dem Schulbudget für die thüringer Schulen und potentielle Anbieter, interessanter
gestalten – im Sinne der Dauerhaftigkeit solcher Angebote auch durch andere Vertragsformen.
Thüringen sollte den Förderalismus im Bildungswesen als Chance verstehen und diese nutzen, um
seinen Nachkommen die bestmögliche Bildung zuteil werden zu lassen. Eine Praxisoffensive im
Bildungswesen birgt ein enormes Verbesserungspotential, mit volkswirtschaftlicher Bedeutung, weil
sie einem über Jahrzehnte gewachsenen Defizit entgegenwirkt.
Kommentare
Ilona Jurk:
Wir benötigen eine an der Praxis orientierte Bildung, die gleichermaßen notwendige theoretische Grundlagen mit praktischer Anwendung verbindet, daher unterstütze ich den vorliegenden Änderungsantrag in allen Punkten.
Folgende Ergänzuungen rege ich an:
- Stärkung und Ausweitung der Fachoberschulen
- Berufsausbildung nach Abschluss der allgemeinbildenden Schule
-Abitur entweder erst nach der Berufsausbildung oder Schaffung von Angeboten wie Berufsausbildung mit Abitur
Gleiches gilt für die Kombination von Ausbildung und Schulabschluss.
Schüler sollten nach Abschluss der neunten Klasse die Wahl haben, ob sie erst einmal einen schulischen Abschluss erwerben und danach eine Ausbildung aufnehmen oder ob sie sofort eine Berufsausbildung aufnehmen, in deren Folge es ihnen ermöglicht wird, parallel zum Ausbildungsabschluss auch einen Schulabschluss zu erwerben.
Übrigens beide Modelle gab es bereits für kurze Zeit in der ehemaligen DDR - und wie ich hörte auch zeitweise in der alten Bundesrepublik.
Man könnte diese Modelle ja auf bestimmte Berufsgruppen eingrenzen.
Andreas Hornung:
Auch diese Darstellung ist sehr zepflückt.
Auf Grund des Umfangs von Wahlprogramm und Antrag, ist eine Entscheidung darüber notwendig, was am Ende im Programm formuliert werden soll und was nicht.
Leider bleibt nicht viel Zeit für eine ausgiebige Debatte darüber.
Die Entscheidung kann m. E. nur anhand der Frage fallen, ob wir es uns tatsächlich leisten können die notwendige umfassende Bildungsreform eine Legislaturperiode zu verschieben. Ich denke Ilonas Worte machen deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Nicht nur Philosophen, Ärzte und Bildungswissenschaftler mahnen seit längerem eindringlich zum Handeln. Mitte 2019 erschien das Buch "Deutschland verdummt". Was muss zuvor geschehen sein, um einen Kinderpsychiater dazu veranlassen, ein Buch mit diesem Titel zu schreiben?
Ich kann hier nur empfehlen die Chance zu nutzen, und die klare Willensbekundung zur Zielsetzung einer umfassenden Bildungsreform in das Wahlprogramm aufzunehmen, anstatt auf kleine Schönheitskorrekturen zu setzen, und zu hoffen, dass die nächste Zitterpartie am Wahlabend wieder gut endet! Innerhalb unserer Partei wurde bereits ein klares Reformkonzept entwickelt, welches das Grundgerüst das der Antrag enthält weiter ausgestaltet. Wir haben herausragende Expertinnen in unseren Reihen, die auf Fragen bereits konkrete Antworten geben können. Wir sind nicht unvorbereitet.
Die zu erwartenden Krisenfolgen verlangen förmlich nach einer richtungsweisenden Antwort im Bildungsbereich.
Für unsere Partei kann es eine Chance sein mit diesem so enorm bedeutenden landespolitischen Thema Aufmerksamkeit zu erzielen. Ich gehe nicht davon aus, dass die politische Konkurrenz damit rechnet. Nutzen wir unsere Ressourcen auf diesem Gebiet!
Andreas Hornung:
https://modellbau-bildet.jimdofree.com/app/download/11614775591/AH_Bildungsreformgedanken%2721_Korr2%2BEPP.pdf?t=1609895185
Hinweise: Der Inhalt ist nicht auf anderem Wege öffentlich einsehbar. Er kann lediglich über diesen Link aufgerufen werden. Er enthält als Anhang die Grundlage für ein Eckpunktpapier, welche in Zusammenarbeit mit mehreren Parteifreundinnen erarbeitet wurde.
Ilona Jurk:
Im Moment läüft vieles durcheinander. Ein guter Schnitt wäre möglich, ohne dass dem alten System lange nachgetrauert würde. Wir sollten nicht weiter tatenlos zuschauen. Das vorliegende Konzept von Andreas bietet eine sehr gute Grundlage. Lasst uns gemeinsam diesen Weg weitergehen und eine Reform des Bildungswesens angehen und zwar jetzt und nicht erst in fünf Jahren. Die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft hängt davon ab. Schaut Euch bloß mal ganz kurz die demographische Entwicklungskurve an. Kämpfen wir um das Bildungsministerium.