Das Wahlprogramm (und auch allein der Themenschwerpunkt "Bildung") ist bereits sehr umfangreich. Es sind unendlich viele gute und wichtige Gedanken enthalten, die hier und dort auch noch einen Feinschliff, eine Präzisierung, Abmilderung oder partielle Korrektur vertragen. Eventuell muss nicht alles davon in einem Wahlprogramm erwähnt werden, aber umfangreiche Streichungen habe ich nicht übers Herz bringen können.
Der Punkt "Praktische Bildung" tauchte allerdings bisher nicht im Wahlprogramm auf. Echte praktische, praxisorientierte, praxisnahe und erst recht handwerkliche Bildung ist in unserem Bildungswesen auf einigen Bildungsgebieten über weite Strecken Nebensache. Dabei ist mir vollkommen bewusst, dass Sport, Musik, Zeichnen, Rechnen, Schreiben, Lesen, Fremdsprachen und Werken praktische Bildungsinhalte sind, die in der Schule gelehrt und zum Teil auch sehr weit ausgebaut werden. Besonders in den weiterführenden Schulen minimiert sich der Praxisbezug aber zunehmend, und vor allem das weite Feld der handwerklichen Bildung ist stark vernachlässigt. Dabei sind gerade praktisch-technische und handwerkliche Betätigungen sehr gut geeignet theoretische naturwissenschaftliche Zusammenhänge anhand praktischer Beispiele anschaulich darzustellen. In der Vernachlässigung und Geringschätzung praktischer Begabungen sehe ich eine Bildungsungerechtigkeit, die Potential verschwendet und inzwischen einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden verursacht. Ein Mangel an grundlegendem praktischen Sachverstand ist in vielen Bereichen bereits spürbar (Diese Behauptung belege ich sehr gerne!), und der Handwerkermangel als Symtom allgegenwärtig. Deshalb mein Antrag, eine Praxisoffensive im Bildungswesen in das Landtagswahlprogramm aufzunehmen.
Das "Sitzenbleiben" wird als traumatiesierend geächtet, und es ist bereits länger erklärtes Ziel es abzuschaffen. Warum sollte dann am "Sortieren" nach Klassenstufe 4 festgehalten werden? Das ist nicht nachvollziehbar, und widerspricht dem Inklussionsgedanken. Ein Klassenverband braucht leistungsstarke "Zugpferde". Eine Schule umfassender Bildung, in der praktische und theoretische Begabungen gleichermaßen Beachtung finden, bietet gute Chancen des Ausgleichs und der gegenseitigen Befruchtung, von Schülern mit eher theoretischer und Schülern mit eher praktischer Veranlagung. Da die Wissensfülle ohnehin stetig zunimmt ist eine Individualisierung im Bildungswesen unausweichlich.
Praxisoffensive, Individualisierung und Lehrermangel erforden ein Reformpaket und keine partiellen Schönheitskorrekturen. Aus diesem Grund habe ich diesen Änderungsantrag in dieser Form in den Themenbereich "Bildung" eingefügt.
Die Änderungsvorschläge der LAG-Bildung am bisherigen Text befürworte ich ausdrücklich. Meine Empfehlung ist aber mit der Forderung nach einer tiefgreifenderen Bildungsreform für eine wesentlich größere Aufmerksamkeit im Wahlkampf zu sorgen. Der Inhalt dieses Antrags ist m. E. sehr gut geeignet Aufmerksamkeit in der Breite der Gesellschaft zu erzeugen, und neue Wähler zu gewinnen.
Eine Kürzung des Wahlprogramms, oder die Erarbeitung eines zusätzlichen Schwerpunktpapiers halte ich für unerlässlich, um unsere konkreten Zielsetzungen in der Landespolitik deutlicher zu machen, und uns vor allem von den Koalitionspartnern erkennbar abzuheben.
Hoffnungsvoll
Andreas Hornung
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